Klose frustriert: «Jetzt sitzen wir wieder da...»
Miroslav Klose muss zum x-ten Mal miterleben, wie seine Nürnberger eine Führung verspielen. In der neuen Saison will der frühere Weltklassestürmer daher «ein bisschen was anders» machen.


Nürnberg (dpa/lby) - Miroslav Klose war ernüchtert. Ihm fehle die «Luft für Reden», räumte der Trainer des 1. FC Nürnberg nach der x-ten verspielten Führung in der 2. Fußball-Bundesliga ein. Immer wieder spreche man dieselben Sachen an, immer wieder passieren eigene Fehler. «Jetzt sitzen wir wieder da im Trainerteam und keiner weiß, wie wir das Spiel verloren haben», sagte Klose.
Vor allem die vergangenen Wochen müssen dem Weltmeister von 2014 wie eine Zeitschleife vorkommen. Der Club führt, dann machen seine Spieler vermeidbare Fehler und der Gegner nutzt das aus. So wie der 1. FC Köln beim 2:1 (0:0) am Freitagabend im letzten Heimspiel der Franken in dieser Saison.
Klose: «Das ist zu wenig»
Dass die Nürnberger mit einem eigenen Vorsprung nicht umgehen können, ist der rote Faden in dieser Spielzeit. «28 Punkte nach Führungen verloren», berichtete Klose, «das ist schon eine Wahnsinnszahl.»
Hätten die Nürnberger tatsächlich auch alle diese Punkte geholt, dann würden sich die Anhänger seit Wochen voller lauter Aufstiegseuphorie in den Armen liegen. Aber wie so oft beim Club, es kam anders. «Das ist zu wenig, das ist zu wenig», wiederholte Klose nach dem nächsten Rückschlag gegen Köln. Es war die vierte Heimniederlage der Nürnberger am Stück.
Keeper Kukucka «fix und fertig»
Dabei sah es anfangs, wie so oft, noch gut aus. Vor 50.000 Fans besorgte der französische Stürmer Janis Antiste, der im Sommer zu seinem Stammverein Sassuolo Calcio zurückkehrt, mit seinem fünften Tor im elften Spiel in der 46. Minute die Führung.
Dann verlor Caspar Jander unnötig den Ball, was der Kölner Florian Kainz (67.) ausnutzte. Und schließlich unternahm Ersatzkeeper Michal Kukucka bei seinem Profidebüt ein hochriskantes Dribbling gegen Tim Lemperle, was dann auch wieder Kainz in der Schlussminute verwertete.
«Er sitzt in der Kabine und ist fix und fertig. Das hat er nicht verdient», meinte Klose über Kukucka, der auch am letzten Spieltag nächste Woche bei Eintracht Braunschweig im Tor stehen soll. «Wir werden ihn trotzdem auffangen, weil er sonst ein ordentliches Spiel gemacht hat.»
Arrivederci Enrico Valentini
Kukucka durfte anstelle von Stammkeeper Jan Reichert spielen, weil Klose den Ersatzmann unter Druck erleben wollte, um daraus Rückschlüsse auf seine künftige Verwendung zu gewinnen. «Für Kuki ist das natürlich bitter, aber aus solchen Situationen lernt man fürs Leben», meinte Außenverteidiger Enrico Valentini, der in seinem letzten Heimspiel noch einmal in der Schlussphase ran durfte und im Sommer dann die U14 des Vereins betreuen wird.
Der 23-jährige Slowake Kukucka hat sich jedenfalls nicht als Soforthilfe empfohlen. Klose brachte bei ihm auch eine Leihe ins Spiel, um mehr Spielpraxis zu bekommen.
Der Club braucht mehr Abgezocktheit
Was der frühere Nationalstürmer in der kommenden Saison braucht, wurde auch gegen die Kölner deutlich. «Mehr Robustheit, mehr Zweikampfhärte», benötige seine Mannschaft, erklärte Klose. Danach fahndet der Verein bei seinen Neuzugängen.
Zudem kündigte Klose an, in der neuen Saison mit seiner immer noch sehr jungen Mannschaft «ein bisschen was anders» machen zu wollen. Das schließt auch taktische Änderungen ein. Und vielleicht kann der 1. FC Nürnberg dann sogar aus Führungen mehr Kapital schlagen.