Tiergarten-Direktor rechnet mit weiterer Tötung von Tieren
Aus Platzgründen tötete der Nürnberger Tiergarten zwölf Paviane und erntete dafür scharfe Kritik. Direktor Dag Encke verteidigt das Vorgehen und rechnet damit, dass es nicht dabei bleiben wird.


Nürnberg (dpa) - Der Direktor des Nürnberger Tiergartens hat die Tötung von Pavianen aus Platzgründen verteidigt - und rechnet damit, dass weitere Tötungen auch anderer Tiere folgen werden.
Auch bei den Kronenmakis, den Lemuren und den Gorillas könnte es demnächst eng werden, wie Dag Encke der «Nürnberger Zeitung» und den «Nürnberger Nachrichten» sagte. Zugleich betonte er: Einen Gorilla zu töten, daran habe man noch nicht einmal ernsthaft gedacht. «Wir würden das emotional nicht schaffen – auch wenn das unprofessionell und inkonsequent ist.»
Tötung von Tieren sei absehbar gewesen
Die Entscheidung, zwölf Paviane aus Platzgründen zu töten, verteidigte der Biologe dagegen. Es sei immer klar gewesen, dass es auf die Tötung hinauslaufe, sagte Encke den Zeitungen. Als Gründe führte er die Reproduktionsraten, die rechtlichen und ethischen Grenzen der Geburtenkontrolle und die geringe Anzahl an Abnehmern für die Tiere an. Auswilderung sei zudem nie eine echte Option gewesen.
Das Gehege der Paviane war laut dem Tiergarten seit langem überfüllt und eine tierschutzkonforme Haltung nicht mehr möglich. Eine Abgabe der überzähligen Tiere sei nicht möglich gewesen, auch Verhütungsmaßnahmen bei den Weibchen hätten in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg gebracht, hieß es.
Zucht der Paviane als Teil des Artenschutzes
Encke sieht die Zucht der Paviane demnach vor allem als Teil des Artenschutzes, um eine Reservepopulation zu erhalten, sollten die Tiere in Freiheit komplett aussterben. «Es ist unsere Pflicht als Menschen, etwas gegen das Artensterben zu unternehmen. Alles, was wir jetzt entscheiden, ist ein Experiment. Aber wir machen das nach bestem Wissen und Gewissen.»
Mit Blick auf die Tötung der Affen sagte Encke: «Wir haben selten etwas so bis zum Ende durchdacht, ich finde den Fehler in der Logik nicht – außer, die Menschen würden sich dazu entscheiden, dass sie Zoos in dieser Form gar nicht mehr wollen. Das wäre dann eben so.»
Mehr als 350 Anzeigen wegen Tötung der Tiere
Tierschützer hatten die Tötung der Paviane scharf verurteilt, mehr als 350 Anzeigen gingen bei der Staatsanwaltschaft ein. Der Tiergarten-Direktor erhielt Morddrohungen. «Ich hoffe nach wie vor, dass wir bestenfalls gar nicht mit einem Anfangsverdacht bedacht werden und das Verfahren eingestellt wird», sagte Encke. «Sonst, glaube ich, kann ich naturwissenschaftlich beweisen, dass die Tötung notwendig war.»