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Neuer Wehrdienst per Losentscheid: Was ihr wissen müsst

Union und SPD haben sich auf ein neues Modell für den Wehrdienst geeinigt: Per Losverfahren soll entschieden werden, wer zur Musterung eingeladen wird. Das Ziel: weniger Bürokratie und mehr Gerechtigkeit. Doch wie funktioniert das System genau?

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Wehrpflicht Bundeswehr Deutschland Foto: Adobe Stock/Sergey Kohl

Union und SPD haben sich laut exklusiven Recherchen des RedaktionsNetzwerk Deutschland auf ein neues Modell für den Wehrdienst geeinigt, das auf einem Losverfahren basiert. Ziel ist es, die Zahl der Wehrdienstleistenden zu erhöhen und gleichzeitig den organisatorischen Aufwand zu reduzieren. Doch wie genau soll das System funktionieren?

  • Verpflichtender Fragebogen: Alle jungen Männer müssen künftig einen Fragebogen zur Bereitschaft für den Dienst in der Bundeswehr ausfüllen. Frauen können dies freiwillig tun.
  • Auswahl per Los: Aus den ausgefüllten Fragebögen wird eine Gruppe ausgelost, die anschließend zur Musterung und zu Gesprächen eingeladen wird.
  • Verpflichtung bei Bedarf: Sollten sich nicht genügend Freiwillige melden, können die ausgelosten Personen zu einem mindestens sechsmonatigen Wehrdienst verpflichtet werden.

Warum ein Losverfahren?

Das neue System orientiert sich am dänischen Modell, wo die Wehrpflicht zwar für alle gilt, aber nur ein Fünftel tatsächlich eingezogen wird. Die Vorteile des Losverfahrens liegen auf der Hand:

  • Weniger Bürokratie: Nicht alle jungen Männer müssen gemustert werden.
  • Mehr Gerechtigkeit: Der Zufall entscheidet, wer zum Dienst antreten muss, soziale oder politische Kriterien spielen keine Rolle.

Was bedeutet das für junge Männer?

Falls das Gesetz verabschiedet wird, müsst ihr als junge Männer mit folgenden Schritten rechnen:

  • Fragebogen ausfüllen: Dieser Schritt ist verpflichtend.
  • Losverfahren abwarten: Nur ein Teil wird ausgelost.
  • Musterung und Gespräche: Die Ausgelosten werden eingeladen und geprüft.
  • Wehrdienst oder Reserve: Wer den Dienst absolviert, gehört anschließend automatisch zur Reserve.

Wie geht es jetzt weiter?

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll laut dem RND nun konkrete Zahlen vorlegen, wie viele Wehrpflichtige benötigt werden und ab wann. Diese Daten sollen als Grundlage für die Entscheidung dienen, ob und wann der neue Pflichtdienst greift. Die Union fordert zudem, dass ein Pflichtmechanismus direkt im Gesetz verankert wird.

Nach den Informationen des RND wollen beide Koalitionsfraktionen am Dienstag, den 14.10.2025, über den Kompromiss beraten und die erste Lesung dazu soll am Donnerstag, den 16.10.2025, im Bundestag stattfinden. Ob Pistorius den Plan akzeptiert, ist den Berichten zufolge aktuell noch unklar. 

Hintergrund: Warum wird der Wehrdienst reformiert?

Die Bundeswehr soll aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage wachsen. Geplant ist ein Anstieg von derzeit rund 180.000 auf 260.000 Soldatinnen und Soldaten. Zudem werden 200.000 Reservisten benötigt. Der neue Wehrdienst soll dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen.