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Das feurige Duell der Erben von Beckenbauer und Maradona

In der deutschen Nacht können die Bayern in den USA das erste Etappenziel bei der Club-WM erreichen. Boca Juniors ist ein anderes Kaliber als Auckland - robust und dazu heißblütig.

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FIFA Klub-Weltmeisterschaft - Training Sven Hoppe/dpa

Miami (dpa) - Auf dieses Duell in der Hitze der Nacht von Miami haben im Bayern-Tross alle «richtig «Boc(k)a», wie Turnier-Veteran Thomas Müller in einem Wortspiel scherzte. Auch wenn es ziemlich aufgeheizt und robust zugehen dürfte auf dem Rasen - und extrem stimmungsvoll auf den Rängen des Hard Rock Stadiums mit erwarteten 60.000 Zuschauern. 

Bayern München gegen Boca Juniors, das ist bei der Club-WM eines der Highlight-Spiel in der Gruppenphase. Und Vincent Kompany hätte sich für dieses Fußball-Event am Freitagabend Ortszeit (Samstag, 3.00 Uhr MESZ/Sat.1 und DAZN) eine Karte gekauft, wenn er nicht aktiver Teil des Spektakels wäre.

«Also wenn ich jetzt nicht Bayern-Trainer wäre, wäre ich auch gekommen zu diesem Spiel. Traditionsverein in Europa gegen Traditionsverein in Südamerika. Wenn man sich ein Spiel aussuchen würde in dieser Gruppenphase, dann dieses», sagte der Belgier, der schon viele große Fußball-Abende erlebt hat.

Beim Kräftemessen der Traditionsclubs treffen sozusagen die Erben Franz Beckenbauers auf die von Diego Armando Maradona. Argentiniens Fußball-Legende, die 2020 gestorben ist, trug einst das Boca-Trikot, bevor sie 1982 nach Europa zum FC Barcelona und später zur SSC Neapel ging. 

Die spezielle Argentinien-Story von Neuer und Müller 

In der Gegenwart geht es um eine Weichenstellung in der Gruppe C. Nach dem 10:0-Rekordsieg gegen die Amateurkicker von Auckland City wird der deutsche Meister bei der WM im neuen XXL-Format wohl erstmals richtig gefordert. Und die Bayern haben sich bestmöglich vorbereitet auf eine Partie, in der sie mit einem Sieg bereits vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale fixieren können. 

Kompany war zu Wochenbeginn eigens aus dem Basiscamp in Orlando ins dreieinhalb Autostunden entfernte Miami gefahren, um Bocas erstes Spiel gegen Benfica Lissabon live zu beobachten. Und der Belgier erlebte mit seinen Co-Trainern so einiges. Vier Tore, drei Rote Karten, einen Elfmeter und viele wilde Szenen mit Rudelbildungen nach rüden Fouls gab es beim 2:2. Zwei Platzverweise betrafen das Team aus Buenos Aires, das ein 2:0 verspielte.

«Auf unsere Stärken konzentrieren»

«Wir haben mitbekommen, wie das Spiel gelaufen ist», sagte Kapitän Manuel Neuer. Der 39 Jahre alte Torwart schlussfolgerte daraus, «dass wir bei uns bleiben, dass wir cool bleiben und uns auf unsere Stärken konzentrieren».

Nicht provozieren lassen, aber trotzdem körperlich dagegen halten, soll die Münchner Marschroute sein. Und weiter so hungrig bleiben, wie zum Start in die WM. Die Veteranen Neuer und Müller bringen dazu beste argentinische WM-Erinnerungen mit. 2010 gab es in Südafrika im Viertelfinale ein 4:0 der deutschen Nationalelf inklusive Müller-Tor gegen das Team des damaligen Trainers Maradona. Und vier Jahre später wurden Müller und Neuer in Brasilien bekanntlich Weltmeister nach dem 1:0 im Finale gegen Argentinien. 

Für die Teams aus Südamerika hat die Club-WM eine immense Bedeutung. «Die brennen richtig auf das Turnier», sagte der frühere Bayern-Torjäger Giovane Elber. «Das ist für sie die Möglichkeit, gegen den FC Bayern zu spielen, gegen Real Madrid», erzählte der 52-jährige Brasilianer. 

Elber stand übrigens auf dem Platz, als die Bayern 2001 Weltpokalsieger wurden. Gegner im Finale in Tokio waren die Boca Juniors. Ottmar Hitzfelds Team siegte mit 1:0 nach Verlängerung durch ein Tor von Samuel Kuffour. 

Kein Risiko bei Hattrick-Musiala?

24 Jahre später kommt es in Florida zum Wiedersehen. «Das wird ein intensives Spiel, ein anderes als gegen Auckland. Aber wir sind bereit», kündigte Jonathan Tah an. Auf den Neuzugang kommt der erste Abwehr-Härtetest zu. 

Kompany dürfte seine Startelf höchstens moderat verändern. Gespannt sein darf man, ob er Jamal Musiala nach dem Comeback-Hattrick als Joker gegen Auckland bereits im zweiten Gruppenspiel von Beginn an bringt. Dieses Risiko gegen die beinharten Boca-Profis könnte der Coach vermeiden. Muffe haben die Bayern freilich nicht. Einige Münchner Profis wie Harry Kane oder Leon Goretzka präsentierten sich beim Training in dieser Woche in Muskelshirts.

© dpa-infocom, dpa:250619-930-689315/1