Bafög-Zahl sinkt auf niedrigsten Wert seit 2000
2024 gab es so wenige Bafög-Bezieher wie seit 25 Jahren nicht. Neben Studierenden wurden auch Schülerinnen und Schüler gefördert.


Wiesbaden (dpa) - Die Zahl der Bafög-Empfänger ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 gesunken. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren es mit 612.800 Geförderten 22.800 oder 4 Prozent weniger als im Vorjahr. In den Jahren 2022 und 2023 war der Wert zuletzt leicht angestiegen.
Durchschnittlich erhielten die Geförderten 635 Euro pro Monat - ebenfalls weniger als im Vorjahr, in dem es noch 640 gewesen waren. Die Ausgaben des Bundes für die Bafög-Förderung sanken im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls: um neun Prozent oder 316 Millionen Euro auf 3,1 Milliarden Euro.
Mehr Frauen als Männer unter den Geförderten
Ein Großteil der Geförderten waren laut den Statistikern des Bundesamts Studierende (483.800). 21 Prozent der Geförderten waren Schülerinnen und Schüler (129.000). Studierende erhielten monatlich im Durchschnitt 657 Euro Bafög. Bei Schülerinnen und Schülern lag der durchschnittliche monatliche Förderbetrag bei 539 Euro.
Die Höhe des individuellen Förderbetrags ist unter anderem abhängig von der besuchten Schule, der Unterbringung (bei den Eltern oder auswärts) sowie vom Einkommen der Geförderten und ihrer Eltern.
Die meisten Geförderten waren laut Bundesamt unter 25 Jahre alt und wohnten nicht bei ihren Eltern. Zudem wurden demnach häufiger Frauen als Männer mit Bafög gefördert. So war ähnlich wie in den Vorjahren der Frauenanteil unter den Geförderten mit 59 Prozent größer als der Männeranteil (41 Prozent).
Zusätzliche Förderung zum Studienstart
Zum Start des vergangenen Wintersemesters 2024/2025 wurde zudem die «Studienstarthilfe» als neues Förderinstrument im Bafög eingeführt. Dabei handelt es sich um einen einmaligen finanziellen Zuschuss zum Studienbeginn in Höhe von 1.000 Euro.
Die Förderung richtet sich an Personen unter 25 Jahren, die vor Beginn des Studiums bestimmte Sozialleistungen beziehen und sich erstmalig für ein Studium immatrikulieren - überwiegend begründete sich der Anspruch aufgrund von Bürgergeld-Bezug, hieß es. Die Förderung mit Studienstarthilfe erfolgt unabhängig von einem möglichen monatlichen BAföG-Bezug.
Im Jahr 2024 wurden laut Bundesamt 10.700 Menschen mit einer Studienstarthilfe gefördert. Der Bund wendete dementsprechend 10,7 Millionen Euro dafür auf.
«Bafög muss höher, einfacher, digitaler werden.»
Die Bundesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag auf eine Reform des Bafög geeinigt. Die im Bafög enthaltene Wohnkostenpauschale soll zum Wintersemester 2026/2027 von derzeit 380 auf 440 Euro im Monat angehoben werden. Der sogenannte Bafög-Grundbedarf von monatlich 475 Euro soll ab 2027 in zwei Schritten steigen.
Reformbedarf sieht angesichts der Zahlen auch das Deutsche Studierendenwerk. «Das BAföG schwächelt seit langem; es ist zu niedrig und erreicht zu wenig Studierende», kritisierte Sprecher Stefan Grob. Er forderte: «Das Bafög muss höher, einfacher und digitaler werden.»
Auch Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, sieht in den nun veröffentlichten Zahlen den Handlungsbedarf beim Bafög unterstrichen. «Die Zahl der Geförderten stagniert. Die Fördersätze für Wohnen, den Lebensunterhalt und die Ausbildungskosten decken den tatsächlichen Bedarf nicht», sagte sie.