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Neuer Papst: Mit Glaubensverlust drohen dramatische Folgen

Die meisten der weltweit 1,4 Milliarden Katholiken müssen ihr neues Oberhaupt erst noch kennenlernen. Bei seiner ersten großen Messe als Papst gab es Gelegenheit dazu - zumindest ein bisschen.

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Neuer Papst Leo XIV. Uncredited/Vatican media/AP/dpa

Rom (dpa) - Am Ort seiner Wahl hat Papst Leo XIV. seine erste Messe als neues Oberhaupt der katholischen Kirche gehalten: Mit eindringlichen Worten warnte der US-Amerikaner in der Sixtinischen Kapelle vor einem Verlust des Glaubens. Zugleich mahnte der 69-Jährige, die Erfüllung nicht in materiellen Werten zu suchen. An der Messe nahmen die Kardinäle aus aller Welt teil, die ihren bisherigen Amtskollegen Robert Francis Prevost am Vortag nach nur vier Wahlgängen zum Nachfolger von Papst Franziskus bestimmt hatten. Als Pontifex ist er nun Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken.

Warnung vor Sinnverlust

Der Verlust des Glaubens habe oft «dramatische Begleiterscheinungen», sagte Leo XIV.: «Dass etwa der Sinn des Lebens verloren geht, die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät, die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird, die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet.»

Der Glaube werde heute als etwas «Absurdes» angesehen, etwas für «schwache und wenig intelligente Menschen». Ihm würden vielfach andere Dinge vorgezogen wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen. Auch die Figur von Jesus Christus werde oft nur als «charismatischer Anführer oder Übermensch» angesehen. Dies sei «faktischer Atheismus», also Gottlosigkeit.

Leo wendet sich auf Englisch an die Kardinäle

Der erste US-Papst der Geschichte wandte sich vor Beginn seiner Predigt auf Englisch an seine bisherigen Mitkardinäle, bevor er zu Italienisch überging. Diese hätten ihn berufen, «das Kreuz zu tragen und gesegnet zu sein mit dieser Aufgabe». Er wisse, dass er weiter auf sie zählen könne. Prevost war vor Beginn des Konklaves zum Kreis der möglichen neuen Päpste gezählt worden, galt aber keineswegs als Top-Favorit. 

Bei seinem von Gesang begleiteten Einzug in die prunkvolle Kapelle im Apostolischen Palast trug Leo XIV. ein langes weißes Gewand und die traditionelle Kopfbedeckung, die Mitra. Die Kardinäle hatten ebenfalls weiße Gewänder mit goldenen Verzierungen angezogen. Als er die Kapelle nach der Messe mit dem päpstlichen Hirtenstab in der Hand verließ, verabschiedeten ihn die Kardinäle und anderen Gäste mit freundlichem Applaus. 

Nächste Schritte mit Spannung erwartet

Leo war am Vortag in der streng abgeschirmten Sixtinischen Kapelle zum neuen Papst bestimmt worden - in nicht einmal 24 Stunden. Noch am Abend hielt er, von 100.000 Menschen auf dem Petersplatz bejubelt, eine erste Ansprache vom Balkon des Petersdoms. Sein erster Satz war: «Der Friede sei mit Euch allen.»

Nun blicken die Gläubigen mit Spannung darauf, wie Leo auftritt, welche Akzente er setzt, wie er die katholische Kirche prägen wird. In den kommenden Tagen hat der neue Papst einen straffen Terminplan: Am Sonntag wird er sich zum Mittagsgebet Regina Coeli wieder auf dem Balkon des Petersdoms der Öffentlichkeit zeigen. Erwartet werden Zehntausende unten auf dem Platz.

Ein Mann der Mitte

Der US-Amerikaner gilt als Mann der Mitte, der zwischen dem konservativen und dem für Reformen offenen Lager in der Kirche gut vermitteln kann. Zugleich gilt er als jemand, der auch kritische Worte an die Politik nicht scheut. Als einer der Ersten gratulierte ihm US-Präsident Donald Trump, der von einer «großen Ehre» für die Vereinigten Staaten sprach. In deren fast 250-jähriger Geschichte kam von dort noch nie ein Pontifex. Prevost hatte den Kurs der Trump-Regierung mehrfach kritisiert.

Vor seiner Ernennung zum Kardinal 2023 war Prevost viele Jahre als Missionar und Bischof in Peru tätig. Er hat auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Zuletzt leitete er im Vatikan die Behörde für alle Bischöfe weltweit. 

Papst gilt Katholiken als Stellvertreter Gottes auf Erden

Leo XIV. ist der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Mit Spannung wird erwartet, ob er den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers Franziskus fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen gibt es Forderungen, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren. In Europa verlor die katholische Kirche zuletzt erheblich an Mitgliedern, befördert durch viele Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken zu. 

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.

© dpa-infocom, dpa:250509-930-519556/3