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Wut über „zu schweres“ Mathe-Abi: Schüler in Bayern starten Petition

Fassungslosigkeit, Frust, Verzweiflung: Die Abiturienten in Bayern reagieren entsetzt auf das diesjährige Mathe-Abitur. Überwiegend sind die Prüflinge der Meinung, dass die Aufgaben viel zu schwer waren. Nun setzen sie ihre Hoffnung in eine Petition.

Ein Schüler in einem Klassenraum Familie & Kinder Foto: Felix Kästle/dpa

Vor diesem Tag hatten die meisten angehenden Abiturienten schon zuvor den größten Respekt. Am Freitag (03.05.) schrieben rund 37.000 Schüler in Bayern ihre Abschlussprüfung in Mathematik: dem Angstfach schlechthin. Und was sie während der Prüfungsstunden erleben mussten, beschreiben die meisten schlichtweg als „Katastrophe“. Viele Schüler wollten danach gar nicht mehr darüber nachdenken oder sprechen, das bringe sie nur den Tränen nahe, sagen einige. Die Einschätzung der Prüflinge lautet überwiegend: „Dieses Mathe-Abi war viel zu schwer.

Geometrie und Stochastik so schwer wie selten

Mit dem Aufgabenbereich Analysis konnten die Gymnasiasten noch leben. Doch bei Geometrie und Stochastik herrschte bei den meisten ungläubiges Staunen. Diese beiden Prüfungsteile seien so schwer gewesen, wie in keiner der vergangenen Abiturprüfungen, so das Urteil.

Petition gegen Mathe-Abi: Das fordern die Schüler

Weil die Schüler jetzt ums Bestehen und ihren guten Abschluss bangen, haben sie eine Online-Petition ins Leben gerufen. Mit dem Ergebnis wollen sie sich ans bayerische Kultusministerium wenden. Das Ziel: Die Abiturienten wollen, dass der Notenschlüssel des Mathe-Abiturs angepasst wird. Einfach ausgedrückt: Ein schwereres Abi soll eine mildere Bewertung mit sich bringen.

ANTENNE BAYERN hat nach dem Start der Schülerpetition beim Kultusministerium um eine Stellungnahme gebeten. Von dort heißt es, dass die möglicherweise zu schwere Matheprüfung geprüft wird.

Der Aufruf der Schüler im Wortlaut:

„In den vergangenen Jahren sank das Leistungsniveau der Abiturprüfungen in Mathematik.

2016 war es anspruchsvoll, 2017 war es machbar, 2018 war es nahezu leicht und 2019 enthielt [es] plötzlich Aufgabenstellungen, die vorher kaum einer gesehen hatte. Vor allem der Geometrie B Teil und der Stochastik B Teil waren so schwer, wie in keiner der vergangenen Abitur-Prüfungen.

Wir Abiturienten bitte[n] darum, den Notenschlüssel des Mathematik-Abiturs in Bayern 2019 zu senken und den Schwierigkeitsgrad anzupassen.

2016 gab es diesen Fall in Niedersachsen ebenfalls und der Notenschlüssel wurde angepasst.

Anmerkung der Reaktion: Rechtschreibfehler wurden ausgebessert.

Schon über 30.000 Unterschriften

Gestartet wurde die Petition der Schüler auf der Seite  change.org. Sie sammelte bereits mehr als 30.000 Unterschriften (Stand: Samstag, 4.5., 23 Uhr). Am Samstag kamen tagsüber im Minutentakt neue Unterschriften und Kommentare dazu.

Eine Nutzerin schreibt etwa, dass es „keine Glückssache“ sein sollte, welche Note man bekomme, abhängig vom Jahr, in dem man Abi schreibt. Eine weitere Unterstützerin der Petition meint, das diesjährige Mathe-Abitur stehe in keinem Verhältnis zu den Prüfungen der letzten Jahre.

Selbst Lehrer empört 

Rückendeckung bekommen die Schüler auch von Lehrkräften. Offenbar beteiligen sich solche auch an der Online-Petition. In einem Kommentar eines selbsternannten „passionierten Mathelehrers“ heißt es: „Es [ist] absolut treffend, wenn man sagt, dass meine Kollegen bei der Wahl der Aufgabengruppen zwischen Cholera und Pest entscheiden mussten, es ging einzig und allein darum, den Abiturienten nicht noch mehr Schaden zuzufügen.“

So bewerten Lehrerverbände das Mathe-Abi

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) ist der Ansicht, dass die Abiturienten zu wenig Zeit bei der Bewältigung der Prüfungen in Mathematik hatten. Diesen Eindruck hätten mehrere Lehrer gehabt, sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann. Es habe in einem Teil der Prüfung sehr viel, teils auch unnötigen, Text gegeben. „Eklatant viele“ Schüler seien deswegen nicht rechtzeitig fertig geworden.

Fleischmann erklärte, dass es außerdem mehr Hürden in den Rechenaufgaben gegeben habe als in den Jahren zuvor. Selbst Mathelehrer hätten keine einzige Aufgabe im Kopf rechnen können, was bisher teilweise immer möglich gewesen sei. 

Anders bewertet der Bayerische Philologenverband (bpv) die Lage. Der Verband vertritt unter anderem die Lehrkräfte an Gymnasien. Der Vorsitzende Michael Schwägerl hält einzelne Aussagen der Petition für unzutreffend: „Wenn Schüler das Gefühl haben, ihre Abiturprüfung sei die schwerste, dann ist das zunächst verständlich und eine zutiefst menschliche Reaktion. Sieht man sich aber die Ergebnisse der letzten Jahre an, so erkennt man, dass sich die Durchschnitte nur um wenige Hundertstelnoten voneinander unterscheiden. Insofern ist die Einschätzung der Petition, dass es in den letzten Jahren starke Schwankungen gab, schlichtweg falsch.“

Eltern haben sich ebenfalls der Petition angeschlossen. Sarkastisch formuliert eine Mutter: „Von 2018 zu 2019 gab es offenbar einen ‚Quantensprung‘, mit dem sie [gemeint: die Schüler] und ihre Lehrer (buchstäblich) nicht rechnen konnten.“

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