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Asiatische Tigermücke in Bayern: So gefährlich sind die Exoten-Blutsauger

Unter die Mücken hierzulande mischen sich mehr und mehr Neuankömmlinge. Die Asiatische Tigermücke scheint sich inzwischen bei uns in Bayern heimisch zu fühlen. Dadurch steigt auch das Risiko, dass die Exoten früher oder später gefährliche Krankheiten übertragen.

Tigermücke Gesundheit Helmut Fricke/dpa

Über 50 Stechmücken-Arten gibt es in Deutschland. Was dabei zunächst für die meisten Stich-Geplagten absurd klingt: „Alle davon sind nützlich“, sagt Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). „Sie sind wesentlicher Bestandteil im Nahrungsnetz“, betont die Mückenforscherin. In ihren verschiedenen Entwicklungsstadien seien sie etwa als Larven Fischfutter oder Nahrung für Libellen und Käfer. Als flugfähige Mücken würden sie von Vögeln und Fledermäusen gefressen.

Unter die Mücken hierzulande mischen sich aber mehr und mehr Neuankömmlinge, wovon eine Art besonders bedeutend ist und die vielen Sorgen bereitet: die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).

Welche Gefahren bergen exotische Mücken?

Während einheimische Arten tiefe Wasserflächen für die Eiablage brauchen, reichen den Exoten unter den Mücken kleine Gefäße mit äußerst geringem Wasserstand. Sie sind deshalb so gefährlich, weil sie prinzipiell Viren schwerer Tropen-Krankheiten wie

  • West-Nil-Fieber
    Beim Menschen verlaufen nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts 80 Prozent der Fälle ohne Krankheitssymptome. Bei etwa 20 Prozent der Infizierten zeigten sich leichte Symptome wie Fieber. In weniger als ein Prozent der Fälle könne ein schwerer Krankheitsverlauf mit hohem Fieber auftreten.

  • Chikungunya-Fieber
    Dieses Fieber geht mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche. Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke sowie für Schwangere und Säuglinge. Todesfälle sind aber äußerst selten. Einen Impfstoff oder eine gezielte Therapie gibt es bisher nicht.

  • Dengue-Fieber
    Das Dengue-Virus hat sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch ausgebreitet. In mehreren Ländern Asiens und Lateinamerikas sei Dengue inzwischen eine Hauptursache für schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Kindern. Die Infektion äußert sich oft als Fieber mit grippeähnlichen Symptomen.

  • Zika-Fieber
    Ein Großteil der Infektionen verläuft symptomlos oder nur mit milden Symptomen. Zu den Symptomen zählen Ausschlag sowie Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei Schwangeren ist eine Infektion besonders gefährlich, weil sich das Virus auf das ungeborene Kind übertragen kann. Eine Infektion mit dem Virus in der Schwangerschaft könnte beim Fötus unter anderem zu Fehlbildungen des Gehirns führen. 

auf den Menschen übertragen können.

Wie wahrscheinlich sind Infektionen mit Tropen-Krankheiten bei uns?

Nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts können Tigermücken bei uns Viren allenfalls unter bestimmten Umständen übertragen: Wenn eine Mücke einen Reiserückkehrer mit entsprechenden Viren im Blut sticht, die Lufttemperatur lange hoch genug ist, damit die Mücke das Virus weitergeben kann, und es vor dem Tod des kurzlebigen Insekts noch zu einem zweiten Stich kommt. Solche Infektionsquellen, also Wirte mit Krankheitserregern, sind in Deutschland äußerst selten. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Mücken infizieren, sehr gering – aber nicht gleich Null. „Unter welchen Umständen die nach Deutschland gelangten Tigermücken welche Viren übertragen können, ist noch recht unklar“, sagt Frank.

Bisher sei deutschlandweit noch kein Fall bekannt, bei dem eine schwere, lebensgefährliche Erkrankung auf einen Mückenstich zurückzuführen war, erklärt Walther. „Es hat noch nicht geknallt, aber die Wahrscheinlichkeit steigt. Je wärmer es in Deutschland wird, umso besser sind die Bedingungen dafür, dass sich die Viren in den Mücken vervielfältigen.“

Asiatische Tigermücke breitet sich in Bayern aus

Drei exotische Mückenarten haben sich in Deutschland bereits etabliert. Dazu gehöre auch die Asiatische Tigermücke, von der es in Baden-Württemberg, Thüringen, Hessen und auch bei uns in Bayern Populationen gebe, so Walther.

Nach Auskunft von Walther können sich die eingeschleppten Mücken hier gut vermehren: „Für die invasiven Arten sind zur Eiablage schon kleinste Wassermengen ausreichend, etwa in einem Blumenuntersetzer oder einer Cola-Dose.“ Die Mücken hätten sich an städtische Bereiche angepasst.

Dennoch ist die Zahl dieser Mücken bei uns noch gering. Nach jüngsten Angaben, die aus dem Mückenatlas stammen, wurden im Jahr 2018 fast 11.000 Mücken gezählt. Darunter waren 34 Exemplare der Asiatischen Tigermücke, doppelt so viele wie noch 2017. Die tatsächliche Zahl der hier lebenden Tigermücken könnte sehr viel höher liegen, weil natürlich nicht annähernd alle gezählt werden können.

Weitere exotische Mückenarten in Deutschland sind die Japanische Buschmücke (Verbreitung in Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und nördliche Bundesländer) und die Art Aedes koreicus, für die es noch keine deutsche Bezeichnung gibt. Letztere war im bayrischen Augsburg entdeckt worden, eine Population gibt es inzwischen in Wiesbaden (Hessen).

Wie kommt die Tigermücke nach Deutschland?

Die eingewanderte Mücke kommt über einen ungewöhnlichen Weg aus Asien zu uns - etwa mit dem weltweiten Gebrauchtreifenhandel. Sie reisten in den Reifen als blinde Passagiere: „Diese Reifen liegen auf Halde, es regnet, im Reifen bilden sich Wasserstände. Die Mücke legt die Eier ins Trockene und erst, wenn sie mit Wasser benetzt werden, schlüpfen die Larven.“ Fänden sie am Zielort gute Entwicklungsmöglichkeiten vor, siedelten sie sich dort an, erklärt Walther.

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