Bayerische Wirtschaft sieht Talsohle erreicht
Die aktuelle Konjunkturumfrage der vbw deutet auf eine Bodenbildung, doch Verbandspräsident Hatz warnt: «Unser Weißbierglas ist nach wie vor zu wenig gefüllt.»


München (dpa/lby) - Die bayerische Wirtschaft sieht bei der Konjunktur die Talsohle erreicht, kommt aber nicht in Schwung. Der vom Verband vbw erhobene «Weißbier-Index» liegt im Frühjahr unverändert auf 78 Punkten. Das sei deutlich unter dem Normalniveau, betont Präsident Wolfram Hatz. Im Schnitt der vergangenen 20 Jahre habe der Index bei rund 110 Punkten gelegen. Die wirtschaftliche Lage bleibe schwierig. Für 2025 erwarte er für die bayerische Wirtschaft «bestenfalls ein Stagnationsjahr».
«Seit dem Herbst hat sich wenig getan», sagt Hatz. In Industrie und Baugewerbe sei die Produktion im ersten Quartal gesunken, auch der Umsatz in der Gastronomie habe nachgegeben. Nur Großhandel und Einzelhandel hätten deutlichere Zuwächse verzeichnet. Und auch auf dem Arbeitsmarkt mache sich die wirtschaftliche Schwäche bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen steige und es würden kaum neue Beschäftigte eingestellt.
Es gibt auch positive Zeichen
Allerdings gebe es auch Anzeichen, «dass der konjunkturelle Tiefpunkt erreicht ist», sagt Hatz. «Sowohl in der Industrie als auch beim Bau sehen wir seit Jahresbeginn wieder eine steigende Auftragslage. Das macht Hoffnung.»
Auch in Teilen des Index sind positive Entwicklungen zu sehen. So stieg er im Bereich Wachstum leicht an. Bei der Beschäftigung verschlechterte sich die Bewertung der aktuellen Lage aber.
Unsicherheit bremst
Die Umstände für den aus Sicht der Wirtschaft dringend benötigten Aufschwung sind schlecht. Neben der schwächelnden Konjunktur drücken auch strukturelle Probleme wie hohe Energie- und Arbeitskosten und die außenpolitischen Verwerfungen durch die Zoll- und Handelspolitik der USA. Die dadurch erzeugte Unsicherheit sei das «denkbar Schlechteste für Geschäfte», betont Hatz. «Unsicherheit führt zu Inaktivität.»
Was das bedeute, habe man jüngst bei und nach der Messe Bauma in München sehen können, sagt Hatz. Die Stimmung sei erstaunlich gut gewesen, erinnert er sich. «Aber: Es folgen keine Aufträge, weil jeder wartet.» Eine Aufbruchstimmung sei da, aber die Unsicherheit verhindere, dass der Aufbruch real wird.
Beim Versuch, die Probleme mit den USA zu lösen, sei die EU auf dem richtigen Weg, sagt Hatz. Verhandlungen seien der richtige Ansatz - doch gleichzeitig müsse die EU auch ein realistisches Drohpotenzial aufbauen. Neben dem vorbereiteten Gegenzoll-Paket sollte aus Sicht der vbw auch über eine Digitalsteuer nachgedacht werden, sagt er.
Hoffnung auf die neue Regierung
Insgesamt gelte: «Unser Weißbierglas ist nach wie vor zu wenig gefüllt», sagt Hatz. Er hofft aber auf die neue Bundesregierung, der er «alle Vorschusslorbeeren» gebe. Sie müsse jetzt schnell liefern - «und zwar etwas Gescheites», dann könne aus der Aufbruchstimmung ein echter Aufschwung werden.