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Bergtod eines 14-Jährigen - Wie Notfallbetreuer helfen

Ein Jugendlicher stürzt in den Alpen vor den Augen seines 13-jährigen Freundes in den Tod. Die Bergwacht hat für solche Fälle geschulte Helfer. Doch was sagt man Betroffenen in so einer Situation?

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Bergwacht in Bayern Sven Hoppe/dpa

Unterammergau (dpa/lby) - Nach dem Bergtod eines 14-Jährigen in den bayerischen Alpen vor den Augen seines Freundes haben speziell geschulte Helfer der Bergwacht den 13-jährigen Begleiter betreut. Der Kriseninterventionsdienst der Bergwacht Bayern (KID Berg) sei besonders in der Akutphase im Einsatz, sagt der Landesbeauftragte der psychosozialen Notfallversorgung für Betroffene (PSNV-B) bei der Bergwacht, Robert Weissacher. «Vor allem in den ersten Stunden, vielleicht noch am Folgetag.» 

Keine Floskeln: «Wenn jemand gestorben ist, dann sagt man das»

«Am Anfang beginnen wir mit dem Satz "Ich bin jetzt für Sie da", sodass Angehörige und Zeugen nicht alleine sind und wir sie unterstützen», sagt Weissacher. Es gehe aber auch darum, nichts zu beschönigen: «Bei Minderjährigen wartet man vielleicht, bis Erziehungsberechtigte da sind. Aber wenn jemand gestorben ist, dann sagt man das, oder wenn jemand schwer verletzt ist, verwendet man keine Floskel wie: "Das wird schon wieder".»

«Ein Ziel ist es, ein soziales Netzwerk für die Betroffenen aufzubauen und sie nicht selbst mit dem Auto nach Hause fahren zu lassen», sagt Weissacher. Hier sei es besser, wenn Freunde oder Familie die Betroffenen abholen und auch für sie da sind.

Helfer wollen Betroffene «handlungsfähig» machen

Außerdem gehe es darum, Menschen aus dem Schockzustand in eine Lage zu versetzen, wieder selbst Entscheidungen zu treffen, «handlungsfähig zu werden», sagt Weissacher. «Wir erklären die nächsten Schritte, was jetzt passiert - zum Beispiel auch mit tödlich Verunglückten.» Auch auf mediale Berichterstattung und Nachfragen aus dem Umfeld würden Angehörige vorbereitet: «So etwas macht ja die Runde.»

Der Tod des 14-Jährigen bei einer Bergtour mit seinem 13 Jahre alten Freund am Sonntag hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. Die beiden Freunde aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen waren von Unterammergau aus zum Laubeneck aufgestiegen, unterhalb des Gipfels stürzte der 14-Jährige in die Tiefe. Kräfte der Bergwacht brachten den 13-Jährigen ins Tal, wo er vom Kriseninterventionsdienst betreut wurde.

Persönliche Betroffenheit? «Kann man nicht abschalten»

Wann eine Betreuung in so tragischen Fällen wirklich gelungen sei, lasse sich oft nicht sagen, sagt Weissacher. «Wir bekommen aber schon oft Dank als Rückmeldung.» Eine große Herausforderung sei dabei für die Krisenhelfer, das Erlebte selbst nicht zu nah an sich heranzulassen, sagt der KID-Landesleiter. «Natürlich kann man das nicht abschalten, dass einen das persönlich berührt. Man bemüht sich schon, dass man da nicht zu nahekommt - aber in der Praxis ist das oft nicht so leicht umzusetzen.»

© dpa-infocom, dpa:251231-930-483134/1