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Erstochener in Herrsching: eskalierter Einbruch oder Mord?

Wegen eines Diebstahls soll er aus seiner Heimat geflohen sein, nun steht ein 23-Jähriger in München wegen Mordes vor Gericht. Während er dort zunächst schweigt, hat er in Haft schon geredet.

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Strafjustizzentrum München Sven Hoppe/dpa

Herrsching/München (dpa/lby) - War es ein aus dem Ruder gelaufener Einbruchsversuch? Oder ein kaltblütiger Mord? Im Prozess um einen in Herrsching am Ammersee getöteten Senior hat der angeklagte 23-Jährige zunächst geschwiegen. Ihm gegenüber habe er die Gewalttat aber bereits eingeräumt, schilderte der als Sachverständige hinzugezogene Psychiater zu Beginn des Prozesses im Landgericht München II. Allerdings mit Abweichungen vom Tatablauf, wie ihn die Ermittler rekonstruiert haben.

So habe der Angeklagte die Tat als fehlgeschlagenen Einbruchsdiebstahl dargestellt. Er sei davon überrascht worden, dass jemand in dem Haus anwesend gewesen sei, und habe abhauen wollen, schilderte der Gutachter die Version des Angeklagten, den er in Haft befragt hatte. Doch der 74-Jährige habe den 23-Jährigen festgehalten, weshalb er viermal zugestochen habe. 

Die Staatsanwaltschaft hingegen geht davon aus, dass der in finanziellen Nöten steckende Angeklagte sich im Juli 2024 bewusst für den Messerangriff entschieden hatte, nachdem es ihm nicht gelungen war, das offensichtlich im Haus anwesende Ehepaar abzulenken und auf andere Weise in das Gebäude zu gelangen. Die Obduktion ergab zudem, dass der 74-Jährige an mindestens 17 Stichen starb. Der 23-Jährige ist deshalb unter anderem wegen Mordes und versuchten schweren Raubes angeklagt. 

«Das war das Ende von allem»

Nach einem schweren Unwetter habe es an jenem Abend mehrmals bei ihnen an der Haustür geklingelt, schilderte die Witwe des Opfers vor Gericht. Weil sie jedoch nie jemanden sehen konnten, hätten sie die Nachbarin telefonisch gebeten, von ihrem Balkon aus ebenfalls herüberzuschauen. Deren Tochter habe dann kurz darauf zurückgerufen und gewarnt: «Da geht eine Person durch eure Haustür!»

Ihr Mann sei daraufhin die Treppe zur Tür hinuntergelaufen, schilderte die 66-Jährige weiter - und wie sie kurz darauf eine Gestalt sah, die neben ihrem am Boden liegenden Mann hockte und mit beiden Armen auf diesen einstach. In einer Zehntelsekunde sei ihr klar gewesen, dass das das Ende von allem sei, schilderte die Witwe, die selbst im Anschluss durch die Terrassentür zu einem Nachbarn fliehen konnte.

Nach einem Diebstahl aus der Heimat geflohen

Der Anklage zufolge war der mutmaßliche Täter aus seiner Heimat Serbien nach Deutschland geflohen, nachdem er bei Bekannten seiner Mutter mindestens 40.000 Euro gestohlen hatte. Nachdem die Familie ihn drängte, den Betrag zurückzuzahlen, er einen Großteil davon aber schon ausgegeben hatte, habe er beschlossen, im Münchner Umland Einbrüche zu begehen.

Beim Erkunden lohnender Objekte sei er auf das spätere Opfer aufmerksam geworden, das in seiner Garage an einem Oldtimer werkelte. Bewaffnet mit zwei Messern habe er dann am Abend des 12. Juli 2024 zunächst versucht, das Ehepaar durch Klingeln an der Haustür abzulenken und unbemerkt in das Haus einzusteigen, um die beiden anschließend zu überwältigen und auszurauben.

Als dieser Plan jedoch scheiterte, habe er erneut geklingelt und «massiv und wuchtig» auf Kopf, Hals und Oberkörper des zur Haustür kommenden Ehemanns eingestochen. Der 74-Jährige verblutete in kurzer Zeit.

Für den Prozess gegen den wegen Diebstahls und Betäubungsmitteldelikten vorbestraften Mann sind zunächst sieben Tage angesetzt. Ein Urteil könnte demnach am 8. August fallen.

© dpa-infocom, dpa:250627-930-725688/2