Verein warnt: Steuererklärung per App kann bares Geld kosten
Ein Klick und die lästige Steuererklärung ist erledigt. Was gut klingt, und ab Mitte 2026 möglich sein soll, birgt aber auch Risiken. Und die dürften in erster Linie zu Lasten von Nutzern gehen.


München (dpa/lby) - Die von Bayern geplante Steuererklärung per App auf dem Smartphone birgt nach Ansicht der Lohnsteuerhilfe Bayern für Nutzer große Risiken hinsichtlich finanzieller Einbußen. «Die Steuererklärung bietet für viele Steuerpflichtige die Chance, Geld vom Staat zurückzuholen. Diese sollte man sich nicht entgehen lassen. Denn viele Daten kennt das Finanzamt nicht», sagte Tobias Gerauer, Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern. Individuelle Ausgaben für Beruf, Heim und Kinder kenne nur der Steuerpflichtige selbst. Diese würden bei dem technischen Ansatz nicht berücksichtigt, weshalb die Gefahr bestehe, zu viel Steuern zu zahlen.
App soll ab Mitte 2026 einsatzbereit sein
Geht es nach Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) könnte die neue App schon ab Mitte 2026 einsatzbereit sein. Bayern programmiert für Bund und Länder bereits die Steuersoftware Elster - darauf will man mit der «Steuererklärung per App mit einem Klick» aufsetzen. Das Konzept sieht vor, dass Steuerpflichtige den Entwurf einer Steuererklärung vom Finanzamt auf ihr Smartphone geschickt bekommen - und wenn sie einverstanden sind, mittels einfacher Klicks unmittelbar zustimmen können. Auch Anpassungen oder Ergänzungen sollen ganz einfach per App möglich sein.
Wer voreilig zustimme, riskiere Steuernachteile, warnte Gerauer. «Bei der schnellen Steuererklärung per Klick sollte man es also nicht belassen. Das würde für viele private Haushalte bedeuten, dass sie auf Geld verzichten, das ihnen zusteht.» Die Finanzbehörden würde das Angebot sicher personell entlasten und so mehr Geld in die öffentlichen Kassen spülen. «Moderne digitale Lösungen, die das Leben erleichtern, sind grundsätzlich erstrebenswert und zu begrüßen. Gerade im Steuerbereich kann vieles vereinfacht und bürgerfreundlicher werden. Doch die innovativen Ansätze dürfen nicht zulasten der Steuerpflichtigen gehen.»
Übliche Einspruchsfristen gelten auch bei App - Transparenz wichtig
Laut Gerauer könnte es für viele Nutzer der App verführerisch sein, die Steuererklärung mit einem schnellen Klick im Handumdrehen abzuschließen. Wer jedoch im Nachhinein nochmal seine Angaben ändern wolle, der dürfte Pech haben, wenn er seine Erklärung abgesendet hat. Denn nach Eingang des Steuerbescheids gelten die üblichen Fristen und die Einspruchsfrist endet grundsätzlich einen Monat nach Bekanntgabe des Steuerbescheids. Der Verein forderte daher von den Entwicklern der App, dass gesetzliche Fristen und Rechtsfolgen transparent vor dem Absenden der Zustimmung erkennbar seien.