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Garmisch-Zugunglück: Ermittlungen gegen drei Bahnmitarbeiter wegen fahrlässiger Tötung

Wer ist verantwortlich für das schwere Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen? Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen drei Bahnmitarbeiter. Mehr Infos hier.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Kaputter Zug Bayern Foto: Angelika Warmuth/dpa

Die Staats­an­walt­schaft München II hat nach dem Zugun­g­lück bei Garmisch-Parten­kir­chen ein Ermitt­lungs­ver­fah­ren gegen drei Perso­nen wegen des Verdach­tes der fahr­läs­si­gen Tötung einge­lei­tet. 

Bei den Beschul­dig­ten handele es sich um Mita­r­bei­ter der Deut­schen Bahn, teilte eine Spre­che­rin der Staats­an­walt­schaft München II mit. Laut Medi­en­be­rich­ten sind es der Fahr­dienst­lei­ter, der Lokfüh­rer und die für den Stre­cken­zu­stand verant­wort­li­che Person.

Handelt es sich um menschliches Versagen?

Es bestehe der Verdacht, dass die Beschul­digte Sorg­falts­pflich­ten verletzt haben – so die Staats­an­walt­schaft auf Nach­frage von ANTENNE BAYERN. Zur Unglücks­ur­sa­che könne aller­dings weiter­hin noch nichts Konkre­tes gesagt werden, hier erlau­fen die Ermitt­lun­gen weiter und man stehe noch ganz am Anfang.

Es gelte weiter­hin die Unschulds­ver­mu­tung, bis sich der Verdacht gegen die Beschul­dig­ten mögli­cher­weise erhärte. Von mensch­li­chem Versa­gen sei derzeit noch nicht auszu­ge­hen. Weiter­hin sei ein tech­ni­sches Versa­gen am wahr­schein­lichs­ten. Dennoch gäbe es Menschen, die für diese Tech­nik verant­wort­lich seien. Daher nun die einge­lei­te­ten Ermitt­lun­gen.

Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen

Die Ermitt­ler der Soko „Zug“ arbei­ten seit Frei­tag daran, den Unfall zu rekon­stru­ie­ren. Man stelle sich auf „lang­wie­rige Ermitt­lun­gen“ ein, sagte ein Poli­zei­spre­cher. Fahr­ge­stelle von Wagg­ons seien bereits sicher­ge­stellt worden, „und es wird im Moment auch über­legt, inwie­weit einzelne Schie­nen oder Schwel­len sicher­ge­stellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment pein­lichst genau unter­sucht und vermes­sen“, so Bayerns Innen­mi­nis­ter Joachim Hermann.

Der Lokfüh­rer wurde nach Poli­zei­an­ga­ben zwar vernom­men. Was er gesagt hat, teilte die Poli­zei aller­dings nicht mit. Ein Fehler des Fahr­per­so­nals ist laut Herr­mann im Moment nicht ersicht­lich. Aber es werde immer noch in alle Rich­tun­gen ermit­telt.

Sicher sei bislang nur, dass ein Zusam­men­stoß mit einem ande­ren Fahr­zeug ausge­schlos­sen werden könne. Die Stre­cke war nach Anga­ben eines Bahn­spre­chers mit elek­tro­ni­schen Stell­wer­ken und moder­ner Siche­rungs­tech­nik ausge­rüs­tet.

Stehen geplante Reparaturarbeiten in Zusammenhang mit dem Unglück?

Nach einem Bericht der Zeitung «Die Welt» plante die Deut­sche Bahn auf der Unglücks­stre­cke in Kürze Sanie­rungs­a­r­bei­ten an den Glei­sen. Demnach soll­ten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Parten­kir­chen eine nächt­li­che Gleis­la­ge­be­rich­ti­gung und Schie­ne­n­er­neu­e­run­gen statt­fin­den. Tatsäch­lich war die Bahn­stre­cke zwischen Murnau und Garmisch-Parten­kir­chen wegen Hoch­was­ser der Loisach mehrere Wochen nicht befahr­bar, so zitiert die dpa aus einem Medi­en­be­richt. Die Deut­sche Bahn habe auf Fragen der «Welt» dazu mitge­teilt, aufgrund der laufen­den Ermitt­lun­gen könne sie sich hierzu derzeit nicht äußern. 

Bergungsarbeiten gehen voran

Das THW hat seinen Einsatz im Rahmen der Bergungs­a­r­bei­ten am Mitt­woch abge­schlos­sen. Die Einsatz­kräfte waren über das Pfingst­wo­chen­ende bis Montag Abend rund um die Uhr im Einsatz. Nach Abschluss der Menschen­ret­tung war die Haupt­auf­gabe zusam­men mit der Deut­schen Bahn die Bergung der entgleis­ten Wagg­ons. Darüber hinaus wurde die Einsatz­stelle in den Nacht­stun­den mit Einsatz von Strom­er­zeu­gern und Leucht­bal­lons ausge­leuch­tet.

Aktu­ell wird bis zum Abtrans­port der noch auf dem Gleis verblie­be­nen Zugteile die Unfall­stelle weiter­hin am Abend und in der Nacht beleuch­tet. Die Lok und der Waggon eins werden noch unbe­stimmte Zeit am Unfall­ort verblei­ben, da noch Ermitt­lun­gen erfor­der­lich sind.

Straßensperren wieder aufgehoben

Fünf Tage nach dem Zugun­g­lück bei Garmisch-Parten­kir­chen sind die Bundess­traße 2 und der Tunnel Farachnt am Unglück­s­ort in Kürze wieder befahr­bar. Die Verkehrs­s­per­ren entlang der viel befah­re­nen Route in der Feri­en­re­gion werden aufge­ho­ben, teilte ein Spre­cher des Poli­zei­prä­si­di­ums Ober­bay­ern Süd mit.

In Fahrt­rich­tung Süden waren Bundess­traße sowie der Tunnel Farchant bereits wieder für den Verkehr frei­ge­ge­ben. Nach Norden in Rich­tung München werde mit der Aufhe­bung der Sperre im Laufe des Mitt­woch­nach­mit­tags gerech­net.

Zugstrecke weiterhin gesperrt

Die Bahn­stre­cke zwischen Garmisch-Parten­kir­chen und Oberau bleibt vorerst gesperrt. Züge aus Rich­tung München wenden vorzei­tig in Oberau. Aus Rich­tung Mitten­wald wenden die Züge vorzei­tig in Garmisch-Parten­kir­chen. Es gibt zudem einen Schie­ne­n­er­satz­ver­kehr mit Bussen. Eine Prognose zur Frei­gabe der Stre­cke sei nicht möglich, teilte die DB mit.

Bei dem schwe­ren Zugun­g­lück am vergan­ge­nen Frei­tag kamen fünf Menschen ums Leben, davon vier erwach­sene Frauen und ein Teen­a­ger. Die Iden­ti­tä­ten stehen mitt­ler­weile zwei­fels­frei fest. Bei dem Teen­a­ger handelt es sich um einen 13-Jähri­gen aus dem Land­kreis Garmisch-Parten­kir­chen. Zwei weitere Opfer, zwei Frauen mit ukrai­ni­scher Staats­an­ge­hö­rig­keit im Alter von 30 (Korrek­tur zum Wochen­ende – nicht 32) und 39 Jahren waren eben­falls bis zuletzt im Land­kreis Garmisch-Parten­kir­chen wohn­haft. Unter den Opfern befin­den sich außer­dem eine 51-Jährige aus Wies­ba­den sowie eine 70-jährige Frau aus dem Land­kreis München. Über 40 weitere Menschen wurden verletzt. Eine 34-jährige Frau befin­det sich nach wie vor in einem kriti­schen Zustand.