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Starker Anstieg der Atemwegspatienten in den Kliniken

Während der Corona-Pandemie litten die Krankenhäuser unter fehlenden Patienten. Nun trauen sich wieder mehr Menschen in die Kliniken - mit auffälligen Steigerungen bei mehreren Diagnosen.

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Im Krankenhaus Marijan Murat/dpa

Fürth (dpa/lby) - Nach dem Ende der Corona-Pandemie sind die Patientenzahlen in den bayerischen Krankenhäusern wieder deutlich gestiegen. Bei mehreren Diagnosen verzeichnen die Kliniken jedoch überdurchschnittliche Zuwächse, wie aus den vom Statistischen Landesamt in Fürth veröffentlichten Zahlen für das vergangene Jahr hervorgeht: An erster Stelle stehen die Erkrankungen des Atmungssystems (+11 Prozent), zudem verzeichneten die Krankenhäuser mehr Fälle von Knie-Arthrosen (+7,2 Prozent) und Nervenkrankheiten (+4,1 Prozent). 

Demnach wurden in Bayerns Kliniken insgesamt 2,78 Millionen Patientinnen und Patienten vollstationär behandelt, das waren 66.944 Behandlungsfälle oder 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Etliche Diagnosen - darunter neue Krebsfälle (+2,5 Prozent) und psychische Erkrankungen (+2,7 Prozent) - stiegen weitgehend im Gleichklang mit den höheren Patientenzahlen, bei anderen Krankheiten gab es sogar Rückgänge. 

Krankenhausscheu während der Pandemie

Während der 2023 zu Ende gegangenen Corona-Pandemie litten viele Krankenhäuser unter fehlenden Patienten, und damit fehlenden Einnahmen. Ursache war nach Einschätzung von Fachleuten, dass viele Menschen es vorzogen, lieber nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Daher hatte die medizinische Fachwelt schon während der Pandemie den anschließenden Wiederanstieg der Patientenzahlen erwartet.

Starker Anstieg der Atemwegserkrankungen eine Corona-Folge?

«Die deutlichen Anstiege der Erkrankungen des Atmungssystems können nicht alleine mit demografischen Entwicklungen erklärt werden», sagte Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). «Eine Ursachenanalyse, die auch mögliche Pandemiefolgen berücksichtigt, wäre aus unserer Sicht sinnvoll.»

Auffällig an den Zahlen ist auch der starke Anstieg der Knie-Arthrosen. Ein von Krankenkassen häufig zu hörender Vorwurf ist, dass viele Krankenhäuser zur Aufbesserung ihrer desolaten Finanzlage überflüssige Operationen durchführen - insbesondere Knie-OPs werden dabei häufig genannt. BKG-Geschäftsführer Engehausen sagte, der steigende Behandlungsbedarf sei in einer älter werdenden Gesellschaft nachvollziehbar, auch die Behandlungsmöglichkeiten würden besser. 

Nachholeffekt bei Knie-Eingriffen nicht ausgeschlossen

«Zudem sind solche planbaren Behandlungen in der Corona-Pandemie zeitweise bewusst von den Krankenhäusern verschoben worden, da diese durch staatliche Verfügungen verboten wurden», sagte der Chef der Krankenhausgesellschaft. «Daher ist ein Nachholeffekt nicht auszuschließen.»

Die finanzielle Lage vieler Krankenhäuser ist desaströs, nach einer Erhebung der Unternehmensberatung Roland Berger hatten 2024 drei Viertel der Kliniken Verluste geschrieben, von den öffentlichen Einrichtungen sogar knapp 90 Prozent. 

Notfallversorgung teuer, planbare OPs bringen Kliniken mehr Geld

Laut Krankenhausgesellschaft sind planbare Eingriffe - zu denen Knie-, Hüft- und sonstige orthopädische Eingriffe zählen - für die Kliniken eher wirtschaftlich tragfähig als Leistungen mit einem hohen Akut- und Notfallanteil. «Eine Krankenhausreform ohne Lösung der Unterfinanzierung bei Akut- und Notfall-Behandlungen, die rund um die Uhr zu leisten sind, ist ein Fehler und kann zu Fehlanreizen führen», sagte Engehausen. Das aktuelle Sparpaket in der gesetzlichen Krankenversicherung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gefährde die Versorgungssicherheit in den Kliniken bei der rund-um-die Uhr-Versorgung. 

Aussichten unerfreulich

Eine Verbesserung der finanziellen Lage scheint jedenfalls nicht in Sicht, da einerseits gespart werden soll und andererseits die Ausgaben steigen: Die Kosten der bayerischen Krankenhäuser haben sich nach den Zahlen des Statistischen Landesamts im vergangenen Jahr ebenfalls stark erhöht: um 6,5 Prozent auf 23,43 Milliarden Euro.

© dpa-infocom, dpa:251106-930-258142/2