Nach Zugunglück: Bahn plante Sanierung - Ermittler untersuchen Schienen
Was hat das schwere Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen mit fünf Toten ausgelöst? Diese Frage steht derzeit im Fokus der Ermittlungen der "Soko Zug". Alles deutet bisher auf einen technischen Defekt hin. Offenbar stand auch eine Sanierung des betroffenen Streckenabschnitts an. Aktuelle Infos hier.
Fünf Menschen sterben, weil ein Regionalzug bei Garmisch-Partenkirchen entgleist. Bei der Suche nach den Ursachen konzentrieren sich die Experten auf mögliche technische Defekte. Denn: Die Bahn plante auf dem entsprechenden Streckenabschnitt für Ende des Monats Gleissanierungen. Waren die Schienen etwa schon länger marode?
Update: Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen gegen Bahnmitarbeiter ein
Die Staatsanwaltschaft München II hat am Montag nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen ein Ermittlungsverfahren gegen drei Personen wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Bei den Beschuldigten handele es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II mit.
Stehen geplante Reparaturarbeiten in Zusammenhang mit dem Unglück?
Nach einem Bericht der Zeitung «Die Welt» plante die Deutsche Bahn auf der Unglücksstrecke in Kürze Sanierungsarbeiten an den Gleisen. Demnach sollten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eine nächtliche Gleislageberichtigung und Schienenerneuerungen stattfinden. Tatsächlich war die Bahnstrecke zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen wegen Hochwasser der Loisach mehrere Wochen nicht befahrbar, so zitiert die dpa aus einem Medienbericht. Die Deutsche Bahn habe auf Fragen der «Welt» dazu mitgeteilt, aufgrund der laufenden Ermittlungen könne sie sich hierzu derzeit nicht äußern.
Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen
Eine Soko „Zug“ arbeite seit Freitag daran, den Unfall zu rekonstruieren. Man stelle sich auf „langwierige Ermittlungen“ ein, sagte ein Polizeisprecher. Fahrgestelle von Waggons seien bereits sichergestellt worden, „und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment peinlichst genau untersucht und vermessen“, so Bayerns Innenminister Joachim Hermann.
Der Lokführer wurde nach Polizeiangaben zwar vernommen. Was er gesagt hat, teilte die Polizei allerdings nicht mit. Ein Fehler des Fahrpersonals ist laut Herrmann im Moment nicht ersichtlich. Aber es werde immer noch in alle Richtungen ermittelt.
Sicher sei bislang nur, dass ein Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug ausgeschlossen werden könne. Die Strecke war nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet.
So hatte sich das Zugunglück ereignet
Am Freitagmittag, den 03.06.2022, war in Burgrain bei Garmisch-Patenkirchen ein Regionalzug der Deutschen Bahn entgleist. Dabei waren drei Waggons aus den Gleisen gesprungen und umgekippt. Das Unglück ereignete sich gegen 12.15 Uhr. Der Zug war auf dem Weg von Garmisch-Partenkirchen nach München. Kurz nach dem Tunnel Farchant entgleiste der Zug. Auf Luftbildern war zu erkennen, dass der Zug mit Doppelstockwagen auf einer einspurigen langgezogenen Kurve unterwegs war. Eine Weiche war nicht zu sehen. Der betroffene Streckenabschnitt liegt erhöht auf einem Bahndamm, mehrere Waggons rutschten vom Damm in einen kleinen Bach. Zum Ferienbeginn befanden sich auch Schüler in der Bahn.
Zwei Ukrainerinnen und ein Teenager unter den Todesopfern
Insgesamt starben fünf Personen bei dem Unglück, 40 weitere wurden verletzt – eine Person schwebt noch immer in Lebensgefahr. Unter den Toten befindet sich nach Polizeiangaben auch ein 13-jähriger Junge aus der Region. Bei den anderen tödlich verunglückten Personen handelt es sich um Fraue, zwei davon stammen aus der Ukraine, die Mütter waren erst vor Kurzem mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet.
Nach Angaben der Behörden waren etwa 140 Passagiere in der Regionalbahn. Die Fahrgäste seien binnen etwa einer dreiviertel Stunde bis maximal einer Stunde aus dem Zug geborgen worden. Rund 500 Retter seien vor Ort im Einsatz gewesen.
Zugstrecke bleibt vorerst gesperrt
Die Bergungsarbeiten sind auch am Montag noch nicht ganz abgeschlossen, die Bahnstrecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau bleibt vorerst gesperrt. Züge aus Richtung München wenden vorzeitig in Oberau. Aus Richtung Mittenwald wenden die Züge vorzeitig in Garmisch-Partenkirchen. Es gibt zudem einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Eine Prognose zur Freigabe der Strecke sei nicht möglich, teilte die DB mit.