Warum einige Tafeln in Bayern im Sommer zeitweise schließen
Die Regensburger Tafel ist bereits seit Wochen geschlossen. Doch auch andere Tafeln in Bayern machen im August zeitweise zu. Welche Gründe gibt es dafür?


München/Bayreuth (dpa/lby) - In mehreren bayerischen Städten legen die Tafeln vorübergehend eine Sommerpause ein. Im August pausieren etwa die Einrichtungen in Bayreuth, Fürth, Erlangen, Augsburg, Ingolstadt und Neu-Ulm ihre Lebensmittel-Ausgaben, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter Tafeln in großen bayerischen Städten ergab. Tafeln in Städten wie München, Nürnberg, Würzburg, Schweinfurt und Passau gaben dagegen an, im Sommer geöffnet zu bleiben. «Armut und Not kennen keine Ferien», teilte die Münchner Tafel mit.
Wie lange dauern die Sommerpausen?
Wie viele Einrichtungen insgesamt im Sommer schließen, werde nicht allgemein abgefragt, erklärt Peter Zilles, Vorsitzender des Landesverbands der Tafeln mit Sitz in Bayreuth. Eine Sommerpause sei weder vorgeschrieben noch ein Verstoß gegen die Grundsätze der Tafeln. Beide Wege seien nachvollziehbar, so Zilles.
Meist sind die Einrichtungen für zwei bis drei Wochen zu. Die Tafel in Regensburg wurde jedoch bereits einige Wochen vor der Sommerpause geschlossen - und plant eine Öffnung erst wieder Mitte September. Anfang Juni hatte es laut Staatsanwaltschaft eine Durchsuchung des Vereins in Regensburg gegeben. Wegen des Verdachts der Untreue sitzt die Ex-Chefin der Tafel in Untersuchungshaft. Zuvor hatten unter anderem das Nachrichtenportal «regensburg-digital» und die «Mittelbayerische Zeitung» berichtet.
Warum schließen einige Tafeln?
Sortieren, räumen, renovieren, streichen: Einige Einrichtungen verweisen auf Arbeiten in ihrer Sommerpause, die während des laufenden Betriebs nicht möglich seien. Ein Sprecher der Tafel Erlangen erklärt: «Die Schließzeit gibt uns die Möglichkeit zur Grundreinigung der Räumlichkeiten, zum Sortieren des Materials und für Sanierungsarbeiten rund um die Ausgabe.» Zudem könnten Reparaturen an den Tafel-Autos durchgeführt werden. Auch bei den Tafeln in Bayreuth und Fürth stehen im Sommer Renovierungsarbeiten an.
Zudem sind viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter im Sommer nicht da. Von der Tafelleitung in Neu-Ulm heißt es: «Da wir viele ältere ehrenamtliche Mitarbeiter haben, benötigen diese auch einen längeren Urlaub.» Der Sprecher in Erlangen erklärte: «Für viele ist es auch eine Zeit des Durchatmens.» Ihm zufolge werden die Lebensmittel-Ausgaben von Woche zu Woche herausfordernder, der psychische Stress für die Ehrenamtlichen nimmt zu.
Was sagt der Landesverband zu Kritik?
Die Tafeln müssen beim Thema Sommerpause jedoch vor allem in sozialen Medien mit Kritik umgehen. «Ich finde es furchtbar, dass Organisationen, die sich derart um armutsbetroffene Menschen kümmern - 49 Wochen im Jahr -, teilweise so diffamierend beschimpft werden, wenn sie eine Pause einlegen», sagt Zilles vom Landesverband. Das sei für ihn unerträglich. «Ich würde mir wünschen, dass die Menschen, die in den sozialen Medien mit Kommentaren besonders gerne draufhauen, sich mal aktiv in einer sozialen Einrichtung einbringen. Das wäre gesünder.»
«Und natürlich können auch von Armut betroffene Menschen in den Sommerferien verreisen», so Zilles. «Die fahren aber nicht zum Urlaub auf die Malediven oder nach Mallorca, sondern besuchen ihre Familien, die vielleicht außerhalb von Bayern leben.»
Wie werden betroffene Menschen informiert?
Die Tafeln, die in eine Sommerpause gehen, informieren Spender, Händler und die betroffenen Menschen nach eigenen Angaben vorab - etwa durch Aushänge, Plakate oder die Webseite. Einige Tafeln verweisen auf andere Hilfsangebote in dieser Zeit. «Einige Tafelkunden gehen zur Stadtmission», heißt es aus Bayreuth. «Es gibt die Suppe am Samstag, die von den Kirchen unterstützt wird.» In Augsburg findet eine Ferienausgabe statt.
Die Tafeln in Bayern retten nach eigenen Angaben jährlich rund 40.000 Tonnen Lebensmittel und unterstützen damit über 165.000 bedürftige Menschen. Dem Landesverband gehören 171 von 174 Tafeln im Freistaat an, über 14.000 Ehrenamtliche engagieren sich den Angaben zufolge.