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Atemwegserkrankungen im Sommer: Dreimal mehr Arztbesuche als vor Corona

Es ist zurzeit eines der häufigsten Gesprächsthemen: Viele Leute im eigenen Umfeld sind angeschlagen oder krank. Erkältungen gehen rum in Deutschland - und das mitten im Sommer. Das sind die Gründe.

Frau liegt krank im Bett Gesundheit Foto: Andrey Popov/Adobe Stock

Freun­din­nen und Freunde sagen mit beleg­ter Stimme ab. Kolle­gen fallen mit Fieber und Schwä­che­ge­fühl aus. Halb Deut­sch­land scheint derzeit flach zu liegen – so zumin­dest der subjek­tive Eindruck.

Ungewöhnlich viele Atemwegserkrankungen

Ganz so drama­tisch ist es zwar nicht, aber Daten und Einschät­zun­gen von Ärzten und Apothe­kern zeigen: Es gibt für die Jahres­zeit unge­wöhn­lich viele Atem­wegs­in­fekte in Deut­sch­land – mit Folgen für das Gesund­heits­sys­tem und Unter­neh­men. Erster Ansprech­part­ner bei einem Infekt sind in der Regel die Haus­ärzte. Sie bekom­men die derzei­tige Situa­tion unmit­tel­bar zu spüren.

Die Hausarztpraxen sind seit Jahren stark gefordert. Aktuell ist das Patientenaufkommen jedoch noch einmal besonders hoch

Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt.

Mehr Infekte als vor Corona

Der Berufs­ver­band der Kinder- und Jugend­ä­rzte (BVKJ) berich­tet von „etwas mehr Infek­ten als zur glei­chen Zeit in den Jahren vor Corona“. Einen ähnli­chen Eindruck hat man bei der Bundes­ver­ei­ni­gung Deut­scher Apothe­ker­ver­bände (Abda): „Apothe­ken berich­ten über eine Zunah­men von Erkäl­tungs­er­kran­kun­gen in der letz­ten Zeit“, schrieb ein Spre­cher.

Diese Anga­ben lassen sich mit Daten unter­mau­ern: So ging das Robert Koch-Insti­tut (RKI) zuletzt von 4,5 Milli­o­nen akuten respi­ra­to­ri­schen Erkran­kun­gen (ARE) in Deut­sch­land binnen einer Woche aus (bezo­gen auf den Zeit­raum 27.6. bis 3.7.). Das entspricht etwa einer Erkran­kung auf 18,5 Einwoh­ner. In den Vorjah­ren – sowohl während als auch vor der Corona-Pande­mie – lagen die Werte deut­lich darun­ter. Eine ARE liegt vor, wenn ein Pati­ent eine Atem­wegs­er­kran­kung mit Fieber, Husten oder Hals­schmer­zen hat.

Patienten sind sensibilisierter

Die Zahl der Arzt­be­su­che wegen akuter Atem­wegs­er­kran­kun­gen gibt das RKI mit 1,2 Milli­o­nen binnen einer Woche an. Bei den Erwach­se­nen gebe es bis zu drei Mal mehr solcher Arzt­be­su­che als in den Jahren vor der Corona-Pande­mie zu dieser Zeit. Dazu könnte neben vermehr­ten Anste­ckun­gen aber auch beitra­gen, dass Menschen bereits bei einer milden Sympto­ma­tik zum Arzt gehen, weil sie durch die Pande­mie sensi­bi­li­sier­ter sind.

Corona häufige Ursache für Arztbesuche

Den RKI-Anga­ben zufolge ist für die hohe Zahl an Erkran­kun­gen bei Erwach­se­nen haupt­säch­lich das Coro­na­vi­rus Sars-CoV-2 verant­wort­lich. Anders als 2020 und 2021 gibt es durch die anste­cken­dere Omikron-Vari­a­nte derzeit eine Corona-Sommer­welle. Bei Kindern kursier­ten insbe­son­dere Rhino- und Parain­flu­enza­vi­ren. Auch Influ­enza­vi­ren spiel­ten weiter­hin eine Rolle.

Es kämen sowohl Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit posi­ti­vem Corona-Schnell­test und den typi­schen Sympto­men wie Hals- Glie­der und Kopf­schmer­zen und Verlust des Geruchs- und Geschmack­s­inns in die Praxen, sagte Haus­ärzte-Verbands­chef Weigeldt. „Glü­ck­li­cher­weise sind die Verläufe, insbe­son­dere bei Geimpf­ten, in aller Regel mild.“ Es gebe aber auch viele Pati­en­ten, die zwar klas­si­sche Erkäl­tungs­sym­pto­men hätten, aber deren Corona-Test zunächst nicht anschlage. Bei einem Teil sei der Test dann später posi­tiv, andere hätten grip­pale Infekte.

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