Zusatzleistungen in Bayern: Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld & mehr
Immer weniger Menschen in Bayern bekommen Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Nicht nur ein Gefühl, sondern auch das Ergebnis unserer repräsentativen Studie. Die wichtigsten Ergebnisse gibt's für euch hier exklusiv.
Zusatzleistungen wie Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld sind für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland wichtige finanzielle Stützen. Doch wie sieht es mit diesen Benefits bei uns im Freistaat Bayern aus? Eine aktuelle Studie von Kantar im Auftrag von ANTENNE BAYERN zeigt: Bayern liegt bei vielen Zusatzleistungen unter dem Bundesdurchschnitt. Besonders junge Beschäftigte sind häufig benachteiligt – auch gibt es Unterschiede nach Geschlecht.
Sonderleistungen: die Entwicklung auf einen Blick
Die kürzlich durchgeführte Studie zeigt, dass Sonderleistungen zwar weiterhin weit verbreitet, aber insgesamt rückläufig sind. So haben 87 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland schon einmal eine Sonderleistung erhalten, im aktuellen Jahr sind es noch 75 Prozent. Im Schnitt werden aktuell 2,0 Benefits pro Person genannt – im Vorjahr waren es noch 2,5. Besonders auffällig: 25 Prozent der Beschäftigten erhalten in diesem Jahr gar keine Sonderleistungen mehr.
Urlaubsgeld: ein Privileg für Bayern
Beim Urlaubsgeld zeigt sich ein anderes Bild. Bundesweit erhalten 41 Prozent der Beschäftigten eine Sonderzahlung für ihren Sommerurlaub, Bayern legt in diesem Fall einen drauf: Rund 43 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekommen in diesem Jahr Urlaubsgeld. Im zeitlichen Vergleich erkennt man jedoch auch hier einen rückläufigen Trend. Insgesamt gaben 52 Prozent der Befragten an, jemals Urlaubsgeld erhalten zu haben. Bei den 55- bis 64-Jährigen sind es sogar 65 Prozent, wohingegen die jüngere Generation der unter 35-Jährigen mit nur 43 Prozent wieder im Nachteil ist.
Weihnachtsgeld – ein Auslaufmodell?
Laut unserer Studie: Leider ja! Früher haben mit 63 Prozent ein Drittel mehr Menschen Weihnachtsgeld bekommen im Vergleich zu diesem Jahr mit nur noch 46 Prozent. In Bayern bleibt Weihnachtsgeld für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Wunschtraum. Nur 41 Prozent der Beschäftigten im Freistaat erhalten 2025 eine Sonderzahlung zum Jahresende. Damit liegt Bayern unter dem Bundesdurchschnitt von 46 Prozent. Betrachtet man die Altersgruppen im bundesweiten Durchschnitt für das laufende Kalenderjahr, zeigt sich, dass junge Menschen unter 35 Jahren besonders betroffen sind. Hier bekommt gut jeder Dritte (38 Prozent) Weihnachtsgeld. Bei 55- bis 64-Jährigen sind es 58 Prozent. Ältere Beschäftigte profitieren also deutlich häufiger von dieser Sonderzahlung.
Ein Blick über die Grenzen
Ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass Zusatzleistungen auch anders gestaltet werden können. In Österreich (im Rahmen eines Kollektivvertrags), Griechenland, Spanien und Portugal sind Weihnachts- und Urlaubsgeld gesetzlich vorgeschrieben. Besonders in Österreich profitieren Arbeitnehmer nicht nur von verpflichtenden Sonderzahlungen, sondern auch von einer niedrigen Besteuerung dieser Leistungen.
Sonderzahlungen gehen zurück: Was steckt dahinter?
- Wirtschaftliche Herausforderungen: Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, Kosten zu reduzieren. Sonderleistungen gehören dabei oft zu den ersten Einsparungen.
- Fehlende gesetzliche Regelung: Anders als in Ländern wie Österreich oder Spanien gibt es in Deutschland keine gesetzliche Verpflichtung zu Sonderleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Es hängt allein vom Arbeitgeber und den Tarifverträgen ab.
- Junge Arbeitnehmer im Fokus: Besonders junge Menschen unter 35 Jahren erhalten seltener Sonderleistungen. Nur 38 Prozent von ihnen profitieren von einer Sonderzahlung – ein Hinweis darauf, dass sich die Arbeitsbedingungen für diese Altersgruppe verändern.
Zusatzleistungen – kein Modell der Zukunft?
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Zusatzleistungen wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und weitere Sonderleistungen in Bayern und Deutschland insgesamt immer seltener werden. Auffällig ist, dass jüngere Menschen – größtenteils Berufseinsteiger mit neuen Verträgen – im Bundesvergleich seltener Urlaubs- und Weihnachtsgeld in diesem Jahr bekommen, als die Generationen der über 55-Jährigen.
Das sagt die Politik
Auf Nachfrage gibt es auch in der Politik keine Einigkeit, woran das liegt und was jetzt nötig ist:
- Hubert Aiwanger, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (Freie Wähler): "Wir müssen mit den Steuern und mit den Sozialabgaben wieder runter, damit mehr Netto vom Brutto übrig bleibt, damit die Löhne insgesamt niedriger sein können und trotzdem genügend Netto beim Arbeitnehmer ankommt. Dann ist auch wieder ein Weihnachtsgeld drin."
- Ronja Endres, Vorsitzende der BayernSPD: "Ich finde, alle Bayerinnen und Bayern, die hart arbeiten, haben ein Weihnachtsgeld verdient. Und es zeigt sich, dass Unternehmen, die einen Tarifvertrag haben, deutlich häufiger Weihnachtsgeld auszahlen als Unternehmen, die keinen Tarifvertrag haben. Deshalb ist es in meinen Augen die Pflicht der Bayerischen Staatsregierung, dafür zu sorgen, dass es mehr Unternehmen mit Tarifvertrag gibt."
- Katharina Schulze, Mitglied des Landtags (Bündnis 90/Die Grünen): "Deswegen ist es wichtig, dass die Bundesregierung, aber auch die Bayerische Staatsregierung, alles daran setzt, die wirtschaftliche Entwicklung in Bayern wieder anzukurbeln, damit es dann den Unternehmen auch besser geht und Arbeitgeber auch ein Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszahlen können."
- Laut Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.), sei die wirtschaftliche Lage in Bayern und Deutschland derzeit ausgesprochen schwierig: "Eine Diskussion über ein verpflichtendes Weihnachtsgeld ist angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nahezu aus der Zeit gefallen."