Hitzeschutz in Bayerns Krankenhäusern: Wie Kliniken und Pflegeheime mit der Hitze umgehen
Die Hitze macht vielen Menschen in Bayern zu schaffen – besonders in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Klimaanlagen fehlen oft in Patientenzimmern, und die Belastung ist hoch. Doch es gibt Maßnahmen, um die Situation zu verbessern. Alle Infos zu den Herausforderungen und Lösungen findet ihr hier.


Hohe Temperaturen belasten Bayerns Krankenhäuser
Die aktuellen Temperaturen von bis zu 38 Grad setzen nicht nur der Bevölkerung in Bayern zu, sondern stellen auch Krankenhäuser und Pflegeheime vor große Herausforderungen.
Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen. Doch in vielen Einrichtungen fehlt es an ausreichendem Hitzeschutz, wie die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) kritisiert.
Klimaanlagen fehlen in vielen Bereichen
Laut Eduard Fuchshuber von der BKG sind Klimaanlagen zwar in sensiblen Bereichen wie Operationssälen oder Intensivstationen vorhanden, jedoch fehlen sie häufig in Patientenzimmern. Besonders auf der Sonnenseite der Gebäude kann es dort unerträglich heiß werden. „Es ist viel passiert in den letzten Jahren, aber es bleibt noch viel zu tun“, so Fuchshuber.
Maßnahmen gegen die Hitze: Beispiele aus Bayern
- Klinikum Passau: Hier wird nachts und früh morgens gelüftet, Außenjalousien sorgen für Verschattung, und es gibt kostenloses Trinkwasser. Patienten können sich in kühle Bereiche wie die Kapelle oder Cafeteria zurückziehen, wo Eis und kalte Melonen angeboten werden.
- Kliniken in Bogen und Mallersdorf: Neben klimatisierten Bereichen wie OP-Sälen und Laboren setzen die Kliniken auf dicke Vorhänge, Außenjalousien und schattige Klinikparks. In Mallersdorf ermöglichen Fliegengittertüren das nächtliche Lüften.
- Klinikum Nürnberg: Hier wird ein umfassender Hitzeschutzplan entwickelt, der bauliche und technische Maßnahmen wie Dachbegrünung und innovative Kühlsysteme umfasst. Langfristig sollen Gebäude klimaresilient gestaltet werden.
- Bezirkskliniken Schwaben in Augsburg: Flexible Lösungen in der PsychiatrieIn den Bezirkskliniken Schwaben, etwa in Augsburg, sind Intensivstationen klimatisiert. Patienten der Psychiatrie können sich hingegen frei bewegen und schattige Plätze im Garten nutzen. Auch hier wird auf ausreichende Flüssigkeitsversorgung und nächtliches Lüften gesetzt.
- Im Klinikum Ingolstadt können die Raumtemperaturen in sensiblen Bereichen wie den Intensivstationen, der Notfallklinik und dem OP-Zentrum gekühlt werden. Hier ist eine stabile Temperatur besonders wichtig, um die Gesundheit der Patienten zu schützen und optimale Arbeitsbedingungen für das medizinische Personal zu gewährleisten. In anderen Teilen des Klinikums, die nicht über Klimaanlagen verfügen, wird auf einfache, aber effektive Maßnahmen gesetzt wie Jalousien, Lüften in den frühen Morgen- und späten Abendstunden, Versorgung der Mitarbeitenden mit kostenlosem Mineralwasser an besonders heißen Tagen. Das Klinikum nutzt außerdem die laufende Generalsanierung, um die bestehende Kältetechnik durch leistungsfähigere Anlagen zu ersetzen.
- Das Universitätsklinikum Regensburg hat in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um die Auswirkungen der Hitze zu minimieren. Einzelne Gebäudeteile wurden mit Klimaanlagen und Jalousien nachgerüstet. Besonders sensible Bereiche wie Labore und Patientenzimmer sind bereits klimatisiert. Zukünftige Bauprojekte berücksichtigen die steigenden Temperaturen durch innovative Ansätze wie Gründächer, die nicht nur für Kühlung sorgen, sondern auch die Biodiversität fördern. Zusätzlich werden Photovoltaikanlagen installiert, die neben der Stromerzeugung auch Schatten spenden. Um die Luftzirkulation zu verbessern, kommen in vielen Arbeitsbereichen Ventilatoren zum Einsatz. Zudem stehen im gesamten Klinikum Wasserspender bereit, an denen sich Patienten, Mitarbeiter und Besucher kostenlos bedienen können. Auch die Verpflegung wurde an die sommerlichen Temperaturen angepasst. Die Kantine bietet leichte Gerichte wie Salate und Bowls an. Für Pausen im Freien bietet das grüne Umfeld des Klinikums schattige Plätze unter Bäumen.
- Auch am Klinikum Weiden gibt es nicht überall Klimaanlagen, weshalb andere Maßnahmen ergriffen werden, um die Hitze für Patienten und Mitarbeiter erträglicher zu machen. Einzelne Räume werden gezielt mit mobilen Klimageräten oder Splitgeräten gekühlt. Wo es möglich ist, wird nachts und früh morgens gelüftet, während tagsüber die Fenster geschlossen bleiben, um die warme Luft draußen zu halten. Außenjalousien werden bereits am Morgen heruntergelassen, um die Sonneneinstrahlung zu minimieren. Zusätzlich kommen mobile Stand- und Tischventilatoren zum Einsatz, wobei stets auf die Einhaltung der Hygienevorgaben geachtet wird. Patienten und Mitarbeiter erhalten gekühlte Getränke, um sich abzukühlen, und der Speiseplan wird um leichte und erfrischende Gerichte ergänzt. Auf den Stationen stehen kühle Laken und Kühlpacks zur Verfügung, um den Patienten zusätzliche Abkühlung zu verschaffen. Außerdem werden Aufenthaltsräume in kühleren Gebäudeteilen bevorzugt genutzt und, wo möglich, flexible Arbeitszeiten angeboten, damit Mitarbeiter in den kühleren Morgenstunden arbeiten können.
Warum gibt es nicht überall Klimaanlagen?
In vielen Bestandsbauten wie z.B. in Weiden war dies früher nicht vorgesehen, es fehlen Schächte und Platz für Leitungen. Eine Nachrüstung ist oft nur mit Komplettsanierung oder gar nicht möglich. Die flächendeckende Installation von Klimaanlagen in Krankenhäusern ist außerdem mit hohen Kosten verbunden. Neben den Anschaffungskosten spielen auch der Energieverbrauch und die laufenden Betriebskosten eine Rolle. Zudem ist unklar, ob Klimaanlagen in allen Räumen förderfähig sind.
Viele Kliniken fordern daher eine stärkere finanzielle Unterstützung durch Krankenkassen und Förderprogramme, um den Hitzeschutz langfristig zu verbessern.
Bundesweiter Muster-Hitzeschutzplan als Orientierung
Seit Anfang 2024 gibt es vom Bundesgesundheitsministerium einen Muster-Hitzeschutzplan, der Kliniken bei der Umsetzung von Maßnahmen unterstützen soll. Dennoch betont die Bayerische Krankenhausgesellschaft, dass es mehr finanzielle Mittel braucht, um bauliche Anpassungen wie Klimaanlagen oder Verschattungssysteme flächendeckend umzusetzen.
Pflegekräfte für Hitzestudie gesucht
Der Klimawandel führt zu immer häufigeren Hitzewellen und warmen Nächten. Besonders Pflegekräfte im ambulanten Dienst sind betroffen, da sie oft direkter Hitze ausgesetzt sind und körperlich anstrengende Aufgaben erfüllen. Eine Studie des LMU-Klinikums München untersucht nun, wie sich die Hitze auf Pflegekräfte auswirkt und ob tragbare Kühlwesten die Belastung reduzieren können.
Gesucht werden volljährige Pflegekräfte, die im ambulanten Dienst im Großraum München tätig sind. Die Teilnahme erfolgt freiwillig und umfasst drei Untersuchungstage im Sommer 2025.