Hochwasser in Bayern: Die aktuelle Lage vom 4. Juni 2024
Die Hochwasser-Lage in Teilen Bayerns ist auch am Montag, den 04.06.2024, kritisch. Aktuelle Infos und Updates zum Hochwasser in Bayern gibt's hier.
Die Hochwasser-Situation in Bayern bleibt auch am Dienstag, den 04.06.2024, kritisch. Während in einigen bayerischen Hochwassergebieten schon am Montag, den 03.06.2024, die Aufräumarbeiten begannen, stehen entlang der unteren Donau - unter anderem in Regensburg, Straubing, Deggendorf und Passau - der Zenit noch bevor.
Die Updates im Überblick
- Passau ruft Katastrophenfall aus
- Bayern stellt 100 Millionen Euro «plus X» an Flut-Hilfen bereit
- Landkreis Rosenheim hebt Katastrophenfall auf
- Donau bleibt Hochwasser-Schwerpunkt
- Drittes Todesopfer durch Hochwasser in Bayern
- A9 wieder in beide Richtungen frei
- Weiter Zugausfälle auf zahlreichen Strecken
- FC Bayern spendet eine Million Euro für Hochwasser-Opfer
- Teile einer Burgruine rutschen ab
- Suche nach vermisstem Feuerwehrmann geht weiter
- Bundeskanzler Scholz zu Hochwasser-Hilfen
- Söder zu Überflutungen
- Aktuelle Schulausfälle
- Jetzt mithelfen und spenden!
- Diese Landkreise haben aktuell den Katastrophenfall ausgerufen
- Ihr braucht Hilfe oder könnt sie anbieten? Vernetzt euch bei Facebook!
Passau ruft Katastrophenfall aus
Die Stadt Passau in Niederbayern hat aufgrund der erwarteten Zuspitzung der Hochwassersituation am Dienstag den Katastrophenfall ausgerufen. Für die Donau werde im Laufe des Nachmittags ein Pegelstand von rund zehn Metern erwartet, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Aktuell betrage der Pegelstand 9,97 Meter.
Relativ zeitgleich werde aber auch der Scheitel des Inns die Dreiflüssestadt erreichen, hieß es. Aufgrund des Starkregens am Montag rechnet die Stadt dort mit einem Pegelstand von mehr als sieben Metern.
Zahlreiche Straßen und Plätze in Passau sind wegen des Hochwassers bereits gesperrt, Schulunterricht fällt aus. Der Busverkehr ist beeinträchtigt, Verbindungen in die Altstadt wurden am Dienstag komplett eingestellt. Betroffen ist den Angaben zufolge vor allem die Alt- und Innenstadt. Die Stadt warnte dringend davor, überflutete Bereiche zu betreten. Das gesamte Hochwassergebiet solle grundsätzlich gemieden werden.
Bayern stellt 100 Millionen Euro "plus X" an Flut-Hilfen bereit
Nach der Flutkatastrophe in weiten Teilen Bayerns will die Staatsregierung mindestens 100 Millionen Euro an Finanzhilfen für Betroffene bereitstellen. Von dem Hilfspaket sollen grundsätzlich sowohl Privathaushalte als auch Gewerbebetriebe, Selbstständige sowie Land- und Forstwirte profitieren können. Erstes Geld soll auf Antrag noch diese Woche fließen.
- Privathaushalte sollen für Schäden bis zu 5.000 Euro an Soforthilfen bekommen können, für Ölschäden an Wohngebäuden bis zu 10.000 Euro – wobei Versicherungsleistungen am Ende darauf angerechnet werden. Zudem werden die Zahlungen halbiert, wenn die Betroffenen nicht versichert waren, obwohl dies möglich gewesen wäre. Für Anträge und Auszahlungen sind die jeweiligen Kreisverwaltungsbehörden zuständig.
- Unternehmen und Gewerbetreibende sollen bis zu 200.000 Euro an Soforthilfen in Anspruch nehmen können, landwirtschaftliche Betriebe bekommen bis zu 50.000 Euro. Bei nicht versicherbaren Schäden sollen 50 Prozent erstattet werden, ansonsten 25 Prozent. Zuständig für Anträge von Unternehmen sind die Bezirksregierungen, bei Agrarbetrieben sind es die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
- Ist jemand durch die Flut in eine existenzielle Notlage geraten, egal ob ein Privathaushalt, ein Unternehmen, ein Selbstständiger oder ein Landwirt, sollen im Extremfall sogar sämtliche Schäden erstattet werden: Bei drohender Existenzgefährdung stehen dafür Zuschüsse aus einem eigenen Härtefonds zur Verfügung.
- Steuerlicher Erleichterungen sollen Betroffene zusätzlich entlasten, unter anderem Sonderabschreibungsmöglichkeiten, Stundungen oder geringere Vorauszahlungen.
Landkreis Rosenheim hebt Katastrophenfall auf
Angesichts einer Entspannung der Hochwasserlage am Alpenrand hat der Landkreis Rosenheim den Katastrophenfall wieder aufgehoben. Derzeit werde noch geprüft, ob am Mittwoch an allen Schulen im Landkreis der Unterricht regulär stattfinden kann, teilte das Landratsamt am Dienstag mit.
Die Meldestufe eins sei inzwischen flächendeckend unterschritten, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Nur an zwei Stellen - in Feldolling an der Mangfall und in Wasserburg am Inn - lagen die Werte noch über der ersten Meldestufe. Das Landratsamt meldete "aktuell noch rund 350 offene Einsatzstellen". Dabei lag der Schwerpunkt der Aufräumarbeiten in der Gemeinde Raubling.
Allein dort waren den Angaben zufolge mehr als 300 Keller überflutet. Häufig war das Wasser mit Öl aus der Heizung verschmutzt. Weitere Einsatzstellen gab es laut Landratsamt noch in Rohrdorf und Neubeuern.
Fast alle Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, konnten laut der Mitteilung zurückkehren.
In Raubling hielten sich die Bewohner einer Asylbewerberunterkunft noch in der Gemeindehalle auf. Auch sie sollten aber noch im Laufe des Tages in ihre Unterkunft zurückkehren können.
Donau bleibt Hochwasser-Schwerpunkt
An mehreren Pegeln entlang der Donau werden am Dienstag die Scheitel erwartet. Dabei sollen die Wasserstände unter früheren Werten bleiben, wie der Hochwassernachrichtendienst (HND) am Morgen mitteilte. Zwischen Kelheim und Passau sollen die Pegelstände bis einschließlich Mittwoch oberhalb der Meldestufe 4 liegen. Städte und Landkreise kämpfen dort seit Tagen mit Schutzmaßnahmen gegen das Hochwasser.
In Ingolstadt soll der Höhepunkt am Abend sein, in Regensburg bereits am Vormittag. In Straubing und Deggendorf wird im Laufe des Tages mit dem Scheitel gerechnet, in Vilshofen erst am Mittwoch.
An den Donauzuflüssen ging das Hochwasser am Morgen zurück. Im Bereich Isar und Inn hätten jedoch die Starkregenfälle vom Montag zu kurzzeitig starken Anstiegen der Pegelstände geführt. An den Isar-Pegeln Landshut und Plattling fielen die Pegelstände in die Meldestufe 3, die Pegelstände in München und Freising lagen in Meldestufe 2. Der Inn-Pegelstand in Passau erreichte Meldestufe 3, der Scheitel wird hier gegen Mittag erwartet.
Auch beliebte Ausflugsseen in Oberbayern sind weiter vom Hochwasser betroffen. Der Ammersee hat laut HND einen Stand knapp unterhalb der Meldestufe 3 erreicht und am Starnberger See ist Meldestufe 1 knapp überschritten.
Drittes Todesopfer durch Hochwasser in Bayern
Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist laut Polizei auf drei gestiegen. Eine Frau rutschte am Montag in Markt Rettenbach mit ihrem Auto von einer Straße ins Wasser und wurde später leblos geborgen, so die Polizei. Ein Arzt habe nur noch den Tod der 57-Jährigen feststellen können.
Die Frau war nach ersten Ermittlungen auf einer überfluteten Staatsstraße bei Markt Rettenbach unterwegs, nachdem sie eine Absperrung ignoriert hatte. Im gesperrten Abschnitt sei die Frau mit ihrem Wagen an einer überfluteten Stelle mit ihrem Wagen seitlich von der Straße in eine Wiese abgerutscht. Dort sei der Wasserstand so hoch gewesen, dass das Auto sofort von Wasser umschlossen worden sei.
Die Frau habe per Handy noch einen Notruf abgesetzt und den Rettungskräften gesagt, dass ihr Auto mit Wasser volllaufe. Als ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts den Wagen entdeckt habe, sei das Auto aber schon "nahezu komplett" versunken gewesen, teilte die Polizei mit. Die Ermittler gingen nach eigenen Angaben von einem "tragischen Unfall" aus.
A9 wieder in beide Richtungen frei
Die nach einem Dammbruch in Oberbayern teilweise gesperrte A9 ist wieder ohne Einschränkungen freigegeben worden. Die am Montag eingerichtete Blockabfertigung in Richtung München sei am Dienstagmorgen wieder beendet worden, teilte die Polizei auf X mit.
Im Zuge der Blockabfertigung dürften zunächst nur jeweils 300 Fahrzeuge auf den Abschnitt, dann wurde die Fahrbahn immer wieder für einen bestimmten Zeitraum gesperrt.
Andere Straßen in der Region wie die Bundesstraße 16 zwischen Manching und Ernsgaden blieben am Dienstag wegen Überflutung zunächst weiter gesperrt.
Weiter Zugausfälle auf zahlreichen Strecken
Wegen der Hochwasserlage kann die Deutsche Bahn einige Strecken im Nah- und Fernverkehr noch immer nicht anfahren. Auf vier Strecken komme es weiterhin zu Zugausfällen, teilte die Deutsche Bahn am Dienstag mit.
- Strecke Stuttgart-Ulm-Augsburg-München - Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg
- Strecke Nürnberg-Donauwörth-Augsburg-München - Abschnitt zwischen Donauwörth und Augsburg
- Strecke München-Memmingen-Lindau - Abschnitt zwischen Buchloe und Memmingen
- Strecke Ulm-Memmingen-Kempten
Kurz gesagt: München kann von Westen und Norden her nicht angefahren werden.
Die Bahn hat ihre Kulanzregelung bei Fahrkarten jetzt auch auf den Dienstag ausgeweitet - zwischen Sonntag und Dienstag gekaufte Fahrkarten für die betroffenen Strecken können auch später genutzt werden. Bei gleichem Ziel kann man also mit dem Ticket auch eine andere Strecke fahren.
Auf folgenden Strecken kommt es zu einzelnen Ausfällen und Verspätungen:
- München-Nürnberg-Erfurt-Berlin
- Karlsruhe-Stuttgart-Ulm
- Augsburg-München
- Stuttgart-Mannheim-Frankfurt(M)
- München-Lindau-Bregenz-Zürich
- Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg
- Augsburg-Kempten(Allgäu)-Oberstdorf
- Nürnberg-Würzburg.
FC Bayern spendet eine Million Euro für Hochwasser-Opfer
Der FC Bayern München spendet eine Million Euro für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe in Süddeutschland. Ziel sei es, den Betroffenen in Bayern und Baden-Württemberg schnelle und unbürokratische Hilfe zukommen zu lassen, teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister am Dienstag mit.
Über die genaue Verwendung der Mittel will der Verein "zeitnah" entscheiden.
Teile einer Burgruine rutschen ab
Teile der Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 Anwohner in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit.
Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Burg Falkenstein ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche mit zugehörigem Mesnerhaus. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.
Suche nach vermisstem Feuerwehrmann
Die Suche nach einem im Hochwasser in Schwaben vermissten Feuerwehrmann geht nach Angaben der Polizei weiter - allerdings wird vorläufig nicht mehr in den Fluten selbst gesucht. Die Strömung sei derzeit so groß, dass eine Suche vom Wasser aus für die Einsatzkräfte zu riskant sei, sagte Polizeisprecher Holger Stabik am Dienstagvormittag. Vom Land und aus der Luft werde die Suche fortgesetzt. Dafür sollen Drohnen und ein Hubschrauber eingesetzt werden.
Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war bei starker Strömung gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich an Land retten und blieben unverletzt.
Bundeskanzler Scholz zu Hochwasser-Hilfen
Im ANTENNE BAYERN-Interview sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am 3. Juni zu möglichen Hochwasser-Hilfen:
Es gibt eine gute Praxis der Solidarität in Deutschland, die immer geholfen hat. Alle erinnern sich noch an die Ahrtalflut und die Konsequenzen, aber auch an die Hilfe und Solidarität. Ich habe das überall, wo das dieses Jahr in Deutschland erforderlich war, auch gesagt: Wir werden da gemeinsam Wege finden.
Bundeskanzler Olaf Scholz
Söder zu Überflutungen: "Lage ist und bleibt ernst"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder stimmt die Bevölkerung im vom Hochwasser betroffenen Freistaat auf weitere schwierige Tage ein.
"Die Lage ist und bleibt ernst und kritisch und angespannt", sagte er am Montag im oberbayerischen Reichertshofen.
Auch wenn mancherorts schon die Aufräumarbeiten starteten, drohten anderswo weiter Dämme zu brechen oder durchzuweichen. Und im Osten stehe das Schlimmste noch bevor.
Wir sehen, dass das Hochwasser jetzt wandert und zwar in Richtung Regensburg. Die werden steigen, die Pegel.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
Mehr als 3.000 Menschen seien derzeit "in der Evakuierung", Tendenz steigend, rund 20.000 Hilfskräfte im Einsatz. Insgesamt seien seit dem Wochenende schon um die 50.000 Menschen im Hilfseinsatz gewesen.
Söder war gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser in das am Vortag überflutete Reichertshofen gekommen und betonte - ebenso wie der Kanzler - den Klimawandel als Ursache für die Katastrophe. Es gebe nun vermehrt "Ereignisse, die es vorher nicht gab", sagte er. Darum müsse man sich "Klimaschutz, Klimaanpassung noch viel stärker widmen". Söder betonte: "Es gibt keine Vollkaskoversicherung gegen den Klimawandel."
Milliarden seien bereits in den Hochwasserschutz gesteckt worden, sagte der Ministerpräsident. Die Polder-Strategie müsse aber ausgebaut und fortgesetzt werden - auch wenn sich in betroffenen Gebieten Widerstand gegen die Einrichtung neuer Hochwasserschutzmaßnahmen rege.
An diesem Dienstag wolle sich das bayerische Kabinett mit der Hochwasserkatastrophe und schnellen, unbürokratischen Hilfen befassen, kündigte Söder an. "Das Wasser kommt relativ kurz, aber die Schäden sind sehr sehr lang." Ansonsten heiße es: "Hoffen, dass wir die nächsten Tage gut überstehen", sagte Söder. "Wir bleiben in Hab-Acht-Stellung."
Aktuelle Schulausfälle in Bayern
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Bahnverkehr im Süden: Stark beeinträchtigt
Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands am Montag stark beeinträchtigt.
Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt.
Die Deutsche Bahn
Der Fernverkehr könne München von Norden und Westen derzeit nicht anfahren. Auch der Nahverkehr in Bayern bleibe stark beeinträchtigt. Für die Nacht wurden in Stuttgart, Nürnberg und München für Reisende Aufenthaltszüge eingerichtet.
Diese Landkreise haben aktuell den Katastrophenfall ausgerufen
- Landkreis Günzburg
- Landkreis Augsburg
- Landkreis Aichach-Friedberg
- Landkreis Neu-Ulm
- Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm
- Landkreis Donau-Ries
- Landkreis Unterallgäu
- Landkreis Freising
- Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
- Landkreis Dillingen a.d. Donau
- Landkreis Dachau
- Landkreis Kelheim
- Stadt Straubing
- Stadt Passau
- Landkreis Straubing-Bogen
- Stadt Regensburg
- Landkreis Deggendorf
Mit dem Ausrufen des Katastrophenfalls greift eine einheitliche Kommandostruktur bei Behörden und Hilfsorganisationen, außerdem können damit mehr Helfer mobilisiert und betroffene Gebiete schneller geräumt werden.